Les Ballets de Monte Carlo zeigte am Samstag abend (1.11.) im Theater Bonn „LAC“ (Lake), auch bekannt unter dem Titel „Schwanensee“. Damit wurde die Tanzsaison 2014/15 im Theater Bonn eröffnet. Ein regelrechter Klassiker des klassischen Balletts. Wer hat nicht schon mal die Töne aus Schwanensee gehört und dabei eine Reihe von vier grazilen Tänzerinnen auf ihren Spitzensschuhen parallel über die Bühne trippeln sehen? Schwanensee wird so häufig imitiert, adaptiert und parodiert, das es praktisch zu einem Synonym des Balletts geworden ist. Aber „Lac“ war nun keineswegs nur eine Imitation. Es war ein wirkliches und absolut großartiges klassisches Ballett in innovativer Ausführung, die aber ihre Wurzeln nicht vergisst. Und dabei war es energiegeladen, komisch, federleicht, erzählend, traurig, innovativ und elegant.
Der Plot ist relativ einfach und schnell erzählt: Eine Prinzessin wird entführt und verflucht. Fortan ist sie bei Tag ein weißer Schwan und in der Nacht eine Frau. Der erwachsene Prinz soll nun eine Braut wählen. Er kann sich nicht entscheiden. Bis er den weißen Schwan trifft. Doch das Unglück nimmt seinen Lauf. Die Königin der Nacht, die Mutter des schwarzen Schwans lässt nicht zu, dass der Prinz die weiße Prinzessin heiratet. Ein Verwechslungskomplott wird durchgeführt. Zu spät merkt es der Prinz. In einem dramatischen Finale wird es aufgedeckt und die zwei Liebenden brechen am See zusammen. Das ganze passiert in 3 Akten.
Es ist alles vorhanden Liebe, Eifersucht, Sehnsucht, Tragik aber auch Komik. Die Tänzer mussten nicht nur tanzen können – und das konnten sie! Sie mussten auch in gewisser Weise schauspielern. Viele der Emotionen, die sie tanzten, spiegelten sich auch auf ihren Gesichtern wieder. Es war ein sehr lebendiges Tanzen und das Publikum fieberte regelrecht mit. Es hat Spaß gemacht, den Eskapaden des Königs zuzuschauen, der sich wirklich von jedem weiblichen Wesen ablenken ließ. Es hat Spaß gemacht, der Königin in ihren Versuchen zuzuschauen, ihren König wieder zurück zu gewinnen. Es hat Spaß gemacht, den federleichten Schritten des weißen Schwanes zu folgen und ihrer Verwandlung in eine Frau. Es lag in allem so viel Kraft und Energie und Freude am Tanz.
Der Tanz an sich war klassisches Ballett, gezeigt wurden in den Szenen eine ganze Reihe von komplizierten Hebefiguren und sehr interessanten Pas de Trois. So tanzte die Königin der Nacht häufig zusammen mit ihren zwei Begleitern – den Erzengeln (Archangels) – großartige Formationen und Figuren, die einen immer wieder überraschten. Das gleiche gilt für den Hofstaat des Königspaares. Häufig wechselten die Paare, neue Formationen wurden gebildet. Aber alles war fließend und geschmeidig. Jean-Christophe Maillot hat mit seiner Choreographie nicht nur die typischen Schwanensee Elemente wiedergegeben, sondern auch eigene, modernere und erfrischende Nuancen hinzugefügt, die ganz wunderbar sowohl zu der Musik von Peter I. Tschaikowsky als auch zu der zusätzlichen Musik von B. Maillot passten.
Ebenso gut wie der Tanz, haben mir auch die Kostüme gefallen. Sie waren modern, aber nicht zu dominant. Mit leichten Federn oder etwas Spitze waren sie sogar eher zurückhaltend. Sie stellten den Tänzer in den Vordergrund, charakterisierten ihn, aber das war es auch. Es waren z. B. nicht die klassischen Tutus, sondern Trikots, die mit Federn geschmückt waren.
So traurig und schwer die Geschichte manchmal auch war, so fröhlich und lustig, ja regelrecht komisch war sie an anderen Stellen. Das gegenseitige Necken und die Spielereien des Prinzen mit seinen Jagdfreunden/Hofstaat verscheuchte jegliche negative Schwingung.
Es war ein rundum toller Abend und ich bin froh, dass ich dieses Ensembles in „Lac“ sehen durfte.
Das weckt in mir die Sehnsucht nach dem Ballett. Die Bilder sind auch so wunderschön, zum träumen!
Zum Träumen war es wirklich. 🙂