Diesen Jahreswechsel brauchte ich mal was anderes. Ich wollte nicht groß feiern gehen, ich wollte ein bisschen Ruhe, ein bisschen Bewegung und ein bisschen was Neues.
Im Büro erzählte mir jemand vom Krimihotel. Das machte mich sofort neugierig. Was war das? Ich schaute nach und es gab tatsächlich ein Krimihotel in der Eifel. Es war gar nicht mal weit weg. In einem Örtchen mit dem Namen Hillesheim.
Hillesheim – Die Krimihauptstadt der Eifel
Hillesheim in der Eifel ist zu einem wahren Krimiort geworden. Es besitzt nicht nur das Krimihotel, es gibt auch das Café Sherlock, ein Krimiarchiv, Krimitouren (Spaziergänge, Wanderungen, Bustouren) und jede Menge Mord und Totschlag. Liebevoll ist der Ortstourismus auf diesen Zug aufgesprungen. Es hilft auch, das Berndorf nicht weit weg liegt. Es ist direkt der Nachbarort. Der Ort, der dem berühmten Eifeler Krimischriftsteller als Pseudonym dient (Jaques Berndorf). Die verbindung ist also schnell geknüpft und auf der Ortswebsite wirbt man bereits mit „Die Krimihauptstadt in der Vulkaneifel“. Das ist so herrlich übertrieben, aber auch so herrlich bodenständig, dass es schon wieder wunderbar ist.
Das Krimihotel
Also, das Krimihotel ist ein Themenhotel. Alles ist auf Krimi und Thriller ausgerichtet. Es hat Themenzimmer, einen Escape Room, tatsächliche Krimis, die vor Ort spielen („Mord im Krimihotel“) und natürlich eine Giftküche. Doch dazu später mehr.
Über Silvester gab es ein Angebot, den so genannten Silvesterknaller im Krimihotel. Das hörte sich so bizarr an, dass ich es sofort buchen musste. Von da an stellte ich mir die Frage, in welchem Zimmer ich wohl landen würde? Pater Brown, Mord mit Aussicht, Schwedenkrimi, Tod auf dem Nil oder Magnum? Jedes Zimmer hat einen Krimi (Buch oder Film) zum Inhalt und die gesamte Einrichtung und Gestaltung ist auf diesen Krimi abgestimmt. Mit viel Liebe zum Detail sind die Zimmer eingerichtet und sie könnten alle unterschiedlicher nicht sein.
Im Zimmer des Hexers gab es rote Wände und natürlich lag das Buch „Der Hexer“ auf dem Nachttisch. In Magnums Bude diente ein Surfbrett als Lampe an der Decke und im Schwedenkrimi-Zimmer hing ein Elch an der Wand. Ich bekam das Schwedenkrimi-Zimmer und freute mich kringelig. Es war im schwedischen Stil eingerichtet (IKEA-Kommode, großes Bett), mit Elch an der Wand und Filmpostern von Hakan Nesser und der Millenium-Trilogie-Verfilmungen. Auf dem Flur standen mal ein Polizist, mal ein Zimmermädchen als Figuren und sahen zum Fürchten echt aus, erst Recht, wenn man aus seiner Tür tritt und sich erschrickt, dass dort jemand steht. Es waren aber nur Schaufensterfiguren. Am letzten Tag hatte ich mich dann auch an diese stummen Zeugen gewöhnt.
Zum Silvesterknaller-Angebot gehörten auch eine Fackelwanderung, eine Krimitour durch Hillesheim, diverse Spaziergänge in die Umgebung, ein Krimi-Dinner und noch diverses kleines hier und da. Es war rundum ein abgestimmtes Programm, dass trotz vieler Programmpunkte reichlich Zeit zum eigenen Ermitteln enthielt. Und Ermitteln sollte man hier wirklich.
Das Kriminalhaus
Wer in Hillesheim ist, sollte außerdem dem Kriminalhaus einen Besuch abstatten. Es enthält das Café Sherlock, das Kriminalarchiv, ein Antiquariat und die Buchhandlung „Lesezeichen“.
Unter dem Dach im Kriminalarchiv gibt es auch einen Kriminalfall, den man als Spiel lösen kann. Zwei Räume mit Hinweisen, Audio- und Videoinhalten berichten von einem Todesfall. „Das Geheimnis der Dachkammer“ ist ein kniffliger Fall und man bekommt die Ermittlungsakte unten in der Buchhandlung. Mit Hilfe der Zeugenaussagen und den Indizien muss man dann versuchen den Mörder herauszufinden. In der Ermittlungsakte ist auch ein versiegeltes Geständnis. Dieses aber erst öffnen, wenn ihr fertig ermittelt habt. Es ist gar nicht so einfach. Macht aber einen Mordsspaß. Wenn ihr den Fall gelöst habt, könnt ihr euch dann im Krimiarchiv beim Stöbern durch die 30.000 Krimis ein wenig erholen oder unten im Café Sherlock eine Stärkung zu euch nehmen.
Zwischen den 30.000 Krimis, die ihr im Obergeschoss des Kriminalhauses in Regalen über Regalen über Regalen findet, gibt es auch noch eine winzige Galerie mit Kriminalspielen (zum Spielen) und eine Sherlock- wie auch eine Agatha Christie-Sammlung. Um ehrlich zu sein, hätte ich dort oben den ganzen Tag verbringen wollen, allerdings gab es im Erdgeschoss ja auch noch spannende Dinge: das Café Sherlock. Die Kuchen sahen in jedem Fall fantastisch aus. Und wenn ihr dort einen Platz bekommen wollt – wie etwa in dem nachgebauten Abteil aus „Mord aus dem Orientexpress“ – dann solltet ihr entweder früh genug dort sein oder einen Tisch reservieren. Man kann hier frühstücken, Kuchen essen oder einen kleinen Mittagsimbiss zu sich nehmen.
Die Giftküche
Von den leckeren Kuchen aus dem Café Sherlock kommen wir nun zur Giftküche. Kulinarisch fuhr der Silvesterknaller ebenfalls Abwechslungsreiches auf. Vom Blutrausch (Prosecco mit Cassis) über das Mordsbuffet (vieles unterschiedliches und für jeden etwas dabei) bis hin zu leckeren Drei-Gänge-Menüs. Sowohl bei den Menüs wie auch am Buffet gab es jedes Mal hervorragende Fleisch- und Fischgerichte. Besonders die Wildgerichte waren unglaublich gut. Die Giftküche hatte nicht zu viel versprochen. Passend zum Thema dichtete die Küche kreative Titel zu den Menüs. Sie zogen das Thema „Krimi“ in jedem Fall in allen Kategorien durch.
Menü
„Arsen Süppchen“
Mediterrane Gemüsesuppe
„Erlegt durch Kimme & Korn“
Schweinefilet an Rotwein-Schalottenjus serviert mit Parmesanchip und Waldpilz-Risotto
Oder
„Verseucht durch Blaualgen“
Butterfisch mit Tomantensauce Brokkoli und Kräutergnocchi
Oder
„Der Mörder war wieder der Gärtner“
Spitzpaprika gefüllt mit Feta und Oliven dazu Romanesco und Wildreis
„Tödliche Verführung“
Himbeertörtchen mit Schokoladenbrownie
Im Großen und Ganzen war das Krimihotel ein Erlebnis und durchaus mal was anderes. Der Altersdurchschnitt war nun eher etwas weiter oben, aber insgesamt war es eine witzige Erfahrung. Und sehr geeignet für Krimifans oder Menschen, die außergewöhnliche Geschenke für Krimifans suchen. Es gibt nicht nur zu Weihnachten und Silvester solche besonderen Angebote. Ich glaube, sie bieten das ganze Jahr über immer wieder Wochenendangebote oder Specials an. 3 Tage reichen vielleicht, nach 5 kenne ich nun Hillesheim und seine Umgebung eigentlich wie meine Westentasche. Und wer Bücherfan und Krimileser ist, der sollte dringend noch eine extra Tasche mitnehmen, im Kriminalhaus gibt es auch eine Antiquariatsabteilung, die sich mehr als lohnt. 😉
Hab schon öfter darüber gelesen und wollte schon immer mal da hin. Vielleicht klappt’s ja irgendwann mal. Dein ausführlicher und schöner Eintrag hat jedenfalls den Wunsch wieder erweckt, bin ja schon immer Krimi-Fan. Liebe Grüsse und schönes Wochenende!
Danke für deinen Kommentar. Und viel Spaß, solltest du demnächst mal dorthin fahren. Viele Grüße, Stephanie