#DailyVanish: Diaprojektoren vs. Beamer

Eine weitere Blogparade und schon die zweite dieses Jahr, an der ich mich beteilige. Ich fange langsam an, Geschmack daran zu finden. Diesmal ist es die Blogparade #DailyVanish von Sebastian Hartmann, in der er nach Dingen sucht, die aus unserem Alltag verschwinden. Von der Polaroid-Kamera bis zur Floppy-Disc. Es gibt so viele Objekte, die heute nicht mehr genutzt werden, die von nachfolgenden Produkten verdrängt wurden oder die einfach still verschwanden.

Diaprojektoren

Eines der Objekte, bei denen ich die verzögerte Wandlung (oder negativ ausgedrückt: den Untergang) mitbekommen habe, ist die der Diaprojektoren. Ich habe Klassische Archäologie studiert und dies ist ein ganz klassisches Bildfach. Ohne Bilder geht es nicht. Eine Vorlesung, ein Seminar oder Referat ohne Bilder zu halten, war schier unvorstellbar. Es war eine der ersten wichtigen Lehren im Studium, die wir eingetrichtert bekamen, wenn du von etwas erzählst/berichtest, dann zeige auch das Bild dazu. Es gab nichts Schlimmeres, als von einem Objekt und einer Darstellung zu reden ohne sie zu zeigen.

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Neu und alt nah beieinander. Vorne der alte Projektor, der einfach riesig ist und in dem Gitterkasten dahinter ein Beamer. Foto: A. Segbers, Bonn.

Dementsprechend waren Bilder ein wichtiger Bestandteil meines Studiums. Und Dias ganz besonders. Denn in dem archäologischen Hörsaal gab es noch zwei alte Diaprojektoren und sogar einen noch älteren Projektor für Ektachrome. Alle Referate im Grundstudium wurden noch mit Dias gehalten. Das archäologische Institut hatte eine eigene Diathek und man konnte dort alles bekommen. Das, was nicht vorrätig im Dia war, konnte neu angefertigt werden. Eigentlich war es sehr bizarr, denn die Dias und Diaprojektoren hatten irgendwie einen 70er/80er Jahre Charme. Hier war die Zeit stehen geblieben. Zumindest eine Weile. Irgendwann setzten sich dann auch die neuen Techniken wie Powerpoint, Beamer, digitale Bilddatenbanken und Scanner durch. Allerdings wurden sie sehr sehr skeptisch von den alteingesessenen Professoren beäugt. Funktionierte mal eine Präsentation auf Anhieb nicht oder wurde das Bild etwas verzerrt dargestellt, hieß es gleich „Hätten Sie mal Dias genommen„. Aber mit der Zeit verschwanden die Vorbehalte und als sie die Vorteile einer digitalen Präsentation (wie z.B. Vorlesungen können abgespeichert werden und dann nach Jahren wieder herausgekramt werden, ohne wieder alle Bilder heraussuchen zu müssen) begriffen hatten, setzte sich die Powerpoint-Präsentation durch. Die Diaprojektoren wurden nur noch sehr selten genutzt und mussten schließlich auch ein bisschen Platz für einen neuen großen Beamer machen.

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Hier noch einmal von Nahem. Sie waren einfach nur riesig. Foto: A. Segbers, Bonn.

Leicht melancholisch wird mir zu Mute, wenn ich an die alten Diaprojektoren denke. Es gab z. B. die Funktion des Diaschiebers, die nicht ganz ohne war. Auf das Zeichen des Professors mussten die Dias auf beiden Projektoren (links und rechts) gewechselt werden. Und zwar per Hand, das komfortable Modell mit einem automatischen Einzug war es nicht. Das erforderte eine gewisse Konzentration: Denn die Projektoren summten, arbeiteten und röhrten so laut, dass es fast unmöglich war, etwas von dem Seminar oder der Vorlesung mitzubekommen, geschweige denn die Bitte des Lehrenden zu verstehen („Ein Dia weiter!“). Und dann gab es da noch die knifflige Aufgabe, die Dias richtig herum einzustecken. Stand erstmal eines seitenverkehrt, ging das Drehen des Dias los und das kostete wertvolle Zeit und machte den Vortragenden missmutig und nervös. Richtig schwierig wurde es aber erst, wenn der Vortragende gerne noch einmal den Plan/das Bild von vor vier Dias haben wollte. Dann ging nämlich nicht nur die Sucherei in einem schlechtbeleuchteten Saal neben lautstarken Projektoren los, sondern auch das hektischen Hin- und Herschieben der anderen Dias, die in der Gefahr waren durcheinander gebracht zu werden, was den Ablauf der Vorlesung gefährden könnte. Kurz gesagt: Diaschieber zu sein, war stressig. Und trotzdem hatte es Atmosphäre. Der Hörsaal des Archäologischen Institutes in Bonn ist passend dazu noch ein ganz alter und besitzt noch die alten Holzbänke und Tische, die quietschen, knarzen und wackeln. Man fühlte sich in diesem Hörsaal mit den alten lauten Projektoren tatsächlich in der Zeit zurückversetzt. (Nicht, dass die Beamer keine Geräusche von sich geben würden. 😉 )

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