Ich habe lange mit mir gehadert, ob ich in diesem Jahr die Buchmesse in Frankfurt besuchen werde. Die Pandemielage ist komisch, die Stimmung seltsam und an jeder Ecke hört man gruselige Geschichten. Autoren, die absagen. Verlage, die es nicht mehr gibt. Und eine große Unsicherheit in alle Richtungen.
Ich habe die Frankfurter Buchmesse – genauso wie die Leipziger Buchmesse – immer als Austauschknoten gesehen. Man konnte Neues entdecken, bestehende Kontakte pflegen und sich ganz banal über die unterschiedlichsten Themen informieren. Und das galt für alle: egal ob Besucher, Aussteller oder Veranstalter.
Für einige ist es das Wichtigste, auf der Messe gesehen zu werden, für andere ist es wichtig, besonders viele Bücher an den Besuchertagen zu verkaufen. Für wieder andere ist es nicht wichtig Bücher zu verkaufen, sondern neue Manuskripte zu kaufen oder verkaufen, Kontakte zu pflegen oder Übersetzungen und Illustrationen anzubieten.
Literaturagenten haben ihren Platz auf der Messe, Länder können ihre literarische Vielfalt präsentieren und Menschen, die man das ganze Jahr über nicht sieht, können auf einen Kaffee oder Sekt und ein kleines Schwätzchen getroffen werden.
Das war bisher die Frankfurter Buchmesse. Besonders wichtig und interessant fand ich auch immer die Arbeit von Verbänden und Vereinen, die sich auf der FBM vorstellen. So bin ich zum allerersten Mal vor ein paar Jahren über die Mörderischen Schwestern gestolpert. Das war noch in einem Jahr, wo ich gar nicht mit dem Krimischreiben angefangen hatte. Und auch der Selfpublisher-Verband, die Kurt-Wolff-Stiftung und BOD waren informative Stände mit spannendem Veranstaltungsprogramm. Neue Verlage und Autoren, die ich auf der Messe entdeckt habe, habe ich während des restlichen Jahres verfolgt.
Wie war es also in diesem Jahr?
In diesem Jahr ist alles etwas anders. Ich bin doppelt durchgeimpft, die Messe hat ein Hygienekonzept und ich bin auch ehrlich gesagt einfach auf Entzug. Eine Messe ist höllisch anstrengend, aber sie ist auch der Motivator schlechthin. Der Austausch mit Menschen, bzw. schon nur unter Menschen zu sein, die alle das eine Ziel haben, nämlich Bücher zu veröffentlichen, ist ein ganz besonderes Gefühl.
Und doch, so sehr ich das freie Schlendern auf den breiten Gängen liebe und mich nicht durch Menschenmassen quetschen muss, irgendetwas fehlt. Die Stimmung ist gedrückt, manchmal sogar gelangweilt an den Ständen und der Buchspirit hängt nicht so ganz in der Luft wie sonst. Das wuselige, engagierte Treiben und auch das Brummen, das über allen Messehallen liegt, ist dieses Jahr nicht zu finden.
Das hat zum einen den Grund, dass das gesamte Hygienekonzept der Messe natürlich angepasst wurde. Und das natürlich völlig zurecht. Die FBM findet vom 20. bis zum 24. Oktober 2021 statt. Von Mittwoch bis Freitagnachmittag sind nur Fachbesucher zugelassen; ab 14 Uhr am Freitag dann auch Privatpersonen. Das ist wie jedes Jahr.
Im Jahr 2019 hatte die Messe 302.267 Besucher, 7450 Aussteller. Im Jahr 2020 fand die FBM nur digital statt. 2021 sind maximal 25.000 Besucher pro Tag erlaubt und es stellen ca. 1500 Aussteller aus. In die diesjährige Messe hatten viele ihre Hoffn
ungen gesteckt. Ob diese erfüllt werden, bleibt fraglich.
Denn ich glaube, dass durch die Pandemie sehr viele das Prinzip und Format der Messe noch einmal gründlich überdenken werden. Kann die FBM überhaupt noch den Austausch bieten? Kann sie noch der relevante Diskursanbieter sein, zu dem sie sich auch in diesem Jahr wieder in Statements im Rahmen der Autorenabsagen und der Diskussionen um rechtsgerichtete Verlage geäußert hat? Oder ist das alle nur eine Farce und die Meinungsäußerung bleibt denen vorbehalten, die das Geld und die Courage haben und keine Angst haben müssen?
Hat die Frankfurter Buchmesse ihre Berechtigung, ihren Zweck oder sogar ihre Relevanz verloren?
Ich weiß es nicht. Aber der Drive der vorangegangenen Jahre ist nicht mehr so zu spüren. Vielleicht hat das auch etwas mit der Müdigkeit rund um die Pandemie zu tun. Aber ich glaube nach diesem Jahr, werden sich sehr viele diese Fragen stellen. Wie seht ihr das? Schreibt mir doch gerne eure Eindrücke zur diesjährigen Messe.