Was bekommt man, wenn man ein Fährschiff, Krimiautor*innen, drei Länder, den Nordatlantik, acht Tage, einen ehemaligen Kripobeamten, ein paar Live-Tatorte, einen Strafverteidiger, ein Impro-Theater und jede Menge Krimiliebhaber*innen zusammenwürfelt? Ganz genau! Einen richtig großartigen Erlebnisurlaub: die Crime Cruise. Es war kriminell gut!
Ich war auf der Crime Cruise von Ende Oktober bis Anfang November 2023. Das war mal ein Urlaub, wie ich ihn noch nie gemacht habe. Und es war durch und durch ein Erlebnis. Auf einem Fährschiff der Smyril Line findet einmal pro Jahr ein Krimi-Festival statt. Es ist wie eine kleine Kreuzfahrt und das auch noch so solche traumhaften Orten wie den Färöern und Island. Inzwischen kann ich sehr gut verstehen, warum es so viele Wiederholungstäter gab.
Würde ich es wieder buchen? Ja!
Würde ich es anderen empfehlen? Unbedingt!
So, damit habt ihr schon mal mein Fazit vorweg. Wer jetzt noch ein paar Einblicke erhalten möchte, sollte unbedingt weiterlesen und weiterschauen. Denn ich habe wie so oft im Urlaub, wieder jede Menge Fotos gemacht (siehe Galerie ganz unten). Und ja, weil ich mich nicht entscheiden konnte, habe ich ein paar Mehr Fotos in die Galerie gepackt.
Anreise
Um auf das Fährschiff zu kommen, musste ich erst einmal ein ganzes Stück fahren. Glücklicherweise bieten Felix Schmidt und sein Team (das sind die Organisatoren der Crime Cruise) einen Shuttleservice von Hannover und auch von Hamburg an. Dort kann man in einen Reisebus steigen, der einen dann nach Hirtshals in Dänemark zum Anleger bringt. Der Vorteil davon ist, man muss keine teuren Parkgebühren in Dänemark bezahlen und abgesehen davon gibt es am Anleger auch gar nicht so viele Parkplätze. Ich bin also von Bonn erstmal nach Hamburg gefahren und dort dann Samstag morgens um 5:30 Uhr in den Shuttlebus eingestiegen. Von Hamburg war dann auch schon gleich Sarah mit dabei, die Assistentin des Organisators und hat gleich einmal alle aufkommenden Fragen beantwortet. Das war nicht nur unkompliziert und schon ein richtig guter Einstieg. Und es hat alles wunderbar funktioniert. Gegen Mittag kamen wir in Hirtshals an. Dort wurden wir von den Organisatoren mit einem isländischen Schnaps und dem konkreten Programm der Crime Cruise begrüßt (siehe auch weiter unten).
Dann gab es einen ersten unfreiwilligen Erlebnisprogrammpunkt, aber die Reisegruppe war gut gelaunt und nahm es mit Humor. Die Gangway oder ein Teil der Gangwaykonstruktion in Hirtshals war leider kaputt. So etwas passiert und ich habe es mit Humor genommen. Daher mussten wir alle mit unserem Gepäck erneut in einen anderen Bus steigen und wurden dann in den Bauch des Schiffes gefahren. Das sieht man auch nicht alle Tage. Klar fahren LKWs und vor allem Autos jeder Art auf die Autodecks, aber in einem sehr hohen Reisebus in die zweite Ebene zu fahren und nur Millimeter zwischen Decke und Bus noch frei sind, ist auch ein interessantes Erlebnis. Die Fahrer wie auch die Mitarbeiter der Smyril Line waren aber alles Profis und wir kamen gut auf das Schiff. Mitten aus dem Laderaum ging es dann mit Aufzügen auf die Passagierdecks und dann begaben wir uns auf die Suche nach der eigenen Kabine.
Das Schiff
Die MS Norröna fährt im Auftrag der Smyril Line und ist ein normales, wenn auch sehr elegantes Fährschiff. Ich kenne Fährschiffe eher in einer anderen, nicht so guten Qualität. Sie kann knapp 1500 Passagiere beherbergen und ca. 800 PKWs plus 130 Trailer aufnehmen. Nicht gerade klein, aber auch noch lange nicht so groß wie die Kreuzfahrtschiffe von anderen Anbietern. Erfreulicherweise waren wir im Durchschnitt nur zwischen 400 und 500 Passagiere, das machte alles sehr entspannt. Man fand überall noch ein Plätzchen und es war nie so überfüllt, dass man warten musste.
Die Kabinen waren alle mit nordatlantischen Fischen und Meeresgetier verziert und irgendwie fand ich es passend, dass ich in einer Kabine wohnte, die den Fisch und Namen Lusifer hatte. 😉 Für eine Crime Cruise genau die richtige Kombi.
Ich hatte mir eine Außenkabine gegönnt, denn wenn ich schon mal so etwas Außergewöhnliches als Urlaub buche, dann auch richtig. Und das war absolut die richtige Entscheidung. Am ersten Morgen, konnte ich den Sonnenaufgang praktisch aus dem Bett beobachten. Und ich sah die norwegische Küste, die ersten Zeichen der Shetland Inseln und dann natürlich die Färöer und Island. Die Fahrt zwischen den Färöern hoch nach Island hatte etwas ganz Mystisches. Die See war unglaublich ruhig, da geschützt durch die Inseln und man fühlte sich in der Zeit zurück versetzt. Natürlich habe ich auch oft auf den Aussichtsdecks gestanden und die Landschaft und das Meer beobachtet, das geht eigentlich ganz wunderbar auf von allen vier Seiten des Schiffs. Aber morgens, gerade aufgewacht und schon einen Blick hinauswerfen zu können – hach. Das war toll.
Also wenn ihr noch schwankt, ob Innen- oder Außenkabine etwas wären, ich kann die Außenvariante nur empfehlen. Ich selbst war zum Glück nicht seekrank, aber einige berichteten, dass es auch helfen würde auf den Horizont zu schauen, was natürlich nur mit Fenster möglich ist.
Apropos Seekrankheit: Solltet ihr die Reise machen wollen, nehmt euch etwas gegen Seekrankheit mit. Allerdings, wer es vergisst, kann sich auch am Kiosk an der Rezeption mit den guten Reisetabletten eindecken. Wir hatten sozusagen alles, was das Wetter kann und zwischendurch wirklich starken Wellengang. Als der Steward am ersten Tag sagte, dass die 2,5 bis 3 Meter hohen Wellen eigentlich nur ein leichtes Schaukeln seien und das es durchaus noch unruhiger werden kann, tja – diese Aussage habe ich dann erst ein paar Tage später richtig verstanden. Wenn man nachts im Bett liegt und denkt, man rollt gleich bei der nächsten Welle tatsächlich aus dem Bett, na ihr könnt es euch vorstellen. Wie gesagt, hatte ich Glück und bin nicht seekrank geworden.
Das Schwanken des Schiffes brachte ganz eigene Quests mit sich, die ich so vorher auch noch nicht kannte. Es war schon irgendwie witzig. Jede*r, wirklich jede*r, schwankte, als hätte er zwei Flaschen Wodka gesoffen. Immer versuchte man sich an etwas oder jemandem festzuhalten. Schwierig waren manchmal die Treppen, wenn man im falschen Moment in die falsche Richtung wollte. Oder auch den Kaffee oder den Suppenteller heil die paar Meter vom Buffet oder der Bar zum Tisch zu bringen. Ich sage euch, der Gleichgewichtssinn hat da ganz erstaunliches geleistet.
Meine Kabine war auf Deck 6 und nach dem zweiten Tag habe ich mich dann auch nicht mehr in den Fluren und Treppenhäusern verlaufen. 😉
Große Verwirrung gab es bei dem Thema Uhrzeit. Denn wir hatten nicht nur Zeitumstellung von Sommer- auf Winterzeit, sondern wir waren auch noch in einer anderen Zeitzone. Zuerst musste man zwei Stunden zurück rechnen, dann wieder eine vor und die ersten Tage liefen wir alle etwas ratlos übers Schiff und fragten uns regelmäßig, welche Zeit denn jetzt sei und ob das so richtig war, was unsere Uhren und Handys wiedergaben.
Die Verpflegung an Bord war erstaunlich gut. Es gab jeden Abend und Morgen ein reichhaltiges Buffet. Jeden Abend gab es neue Hauptspeisen und Beilagen und es war wirklich alles sehr lecker. Besonders sollte man den Fisch probieren, das können sie wirklich gut. Allerdings habe ich keine Einschränkungen, denn ich esse vieles. Für Vegetarier und vor allem für Veganer waren die Buffets nur eingeschränkt nutzbar. Jeden Abend nur Salat essen, darauf hätte ich keine Lust. Zum Teil hatten die Speisen Schilder, zum Teil allerdings nicht. Besonders das Dessertbuffet war häufig zum Rätselraten und gerade für Personen, die an Allergien leiden, war das nicht gerade einfach. Da die Kommunikation unter den Passagieren aber grundsätzlich offen, freundlich und hilfsbereit war, konnte man auch mal am Nebentisch fragen, ob das Gericht Nüsse enthielt oder dergleichen.
Neben den Räumlichkeiten Skansagarđur, wo die Buffets für uns aufgebaut waren, gab es noch ein weiteres A la Carte-Restaurant sowie die Nóatún Cafeteria. Letztere hatte den Tag über auf und versorgte hungrige Mäuler mit Fastfood, Salaten oder kleinen Snacks. Auf Deck 10, dem obersten Deck gab es noch eine Art Café/Bar, die Laterna Magica. Hier hat man einen wunderbaren Ausblick und kann einfach schauen und einen Kaffee trinken. Hier stehen Sofas, Liegen und bequeme Sessel, die zum Entspannen einladen.
Die Crime Cruise Reisegruppe hatte den Raum Undirhúsiđ zur Verfügung. Hier gab es jede Menge Sitzmöglichkeiten, eine Bar, eine Bibliothek und so etwas wie eine Bühne, wo unsere Programmpunkte stattfanden. Der Raum war nur für uns vorgesehen und das war sehr angenehm.
Die Ausflüge: Die Färöer und Island
Ich hatte schon ein paar Bilder gesehen, aber grundsätzlich hatte ich absolut keine Ahnung von den Färöern und von Island. Von Kolleg*innen und Freund*innen, die bereits dagewesen waren, hörte ich nur Gutes und das weckte meine Neugier. Es waren Reiseziele, die ich irgendwann auch mal besuchen wollte. Jetzt kam die Crime Cruise und sie führte genau dorthin. Jackpot!
Und zwar wirklich: Wir hatten ziemlich gutes Wetter, als wir an den Färöern in Torshavn anlegten und die Aussichten, die wir über den Tag verteilt sahen, waren traumhaft. Ich habe mir sofort nach den ersten Kilometern auf der Insel vorgenommen, hier muss ich noch einmal hin. Und zwar länger und ausgiebiger.
Am besten gefiel mir die Geschichte, die unsere Reiseführerin uns erzählte, als wir an dem einzigen Gefängnis der Insel vorbeifuhren. Das Gefängnis sieht aus wie ein normales Haus mit einem Hof und es besitzt sogar einen Zaun. Dieser ist allerdings erstaunlich niedrig, mehr wie ein normaler Gartenzaun. Sie erzählte uns, dass der Zaun nicht für die Insassen sei, damit die nicht ausbrechen. Nein, er sei für das Abhalten der mehr als zahlreichen Schafe. Diese Geschichte ist einfach zu gut und zu kurios. Wir mussten herzhaft lachen.
Einen Tag später waren wir dann in Island angekommen. Wir machten Halt im Hafen von Seyðisfjörður, einer winzigen Stadt oder vielmehr Ort im Osten von Island. Von dort starteten wir wieder unsere Ausflüge entlang eines Fjords und zu den Wasserfällen und Basaltstelen. Island ist ebenso beeindruckend wie die Färöer und auch hier muss ich nochmal hin und mehr entdecken. Man kam aus dem Schauen und Staunen einfach nicht mehr raus. Auch wenn die Landschaft manchmal karg erscheint und es ungewohnt ist, dass man so gut wie gar keine Bäume sieht, es ist trotzdem großartig. Und das Licht und die Luft sind einmalig. Die Fotos geben das noch gar nicht so wieder. Das hat mich natürlich nicht davon abgehalten, es immer wieder zu versuchen, das Licht und die Ausblicke einzufangen. 😉
Das Krimi-Festival – Das Programm der Crime Cruise
Eine großartige Idee, großartig umgesetzt! Was anderes kann ich dazu gar nicht sagen.
Nein wirklich! Das Team um Felix und seine Crew, die die Crime Cruise jedes Jahr organisieren machen einen richtig guten Job. Jedes Jahr gibt es nämlich neue Autor*innen und neue Programmpunkte. Und selbst von denjenigen, die jedes Jahr mit dabei sind, wie Manfred Lukaschewski (Hauptkommissar a.D.) gibt es neue Vorträge und Anpassungen.
Ich habe euch mal das Programm von diesem Jahr angehängt und ihr seht, es gibt reichlich zu tun. Langweilig wird es auf der Cruise definitiv nicht. Ich habe nicht alle Programmpunkte mitgemacht, da ich auch einfach mal etwas die Aussicht genießen wollte. Aber das ist auch das Schöne daran, man muss nicht, man kann.
Meine Highlights aus diesem Programm waren neben den Ausflügen die Lesung von Isabella Archan (ich habe selten so viel gelacht), der Schreibworkshop von Gitta Edelmann (tolle Einführung in das Thema Kurzgeschichten schreiben und meine neueste Entdeckung sind Krimi-Haikus), die Vorträge von Manfred Lukaschewski und vor allem dann die Aktion, dass man seinen eigenen Fingerabdruck nehmen konnte (informativ und berlinerisch 😊) sowie das Interview mit Kapitän Stefan Schmidt (herzergreifend und einfach menschlich). Ach eigentlich war alles super!
Mit allen Autor*innen und Gästen konnte man außerhalb der Programmpunkte wunderbar ins Gespräch kommen und es haben sich wirklich tolle Gespräche ergeben. Das galt ebenso für die anderen Mitreisenden. Ich habe tolle Leute kennengelernt und es hat einfach Spaß gemacht.
Jetzt bleiben eigentlich nur zwei Fragen: Wann lese ich die ganzen Bücher, die ich während der Cruise gekauft habe? Zu jedem Programmpunkt gab es einen Büchertisch, das hat mir auch besonders gut gefallen und alle waren auch gerne bereit zu signieren. Und die zweite Frage ist natürlich, wann geht es wieder los? Das Schreiben dieses Blogbeitrages sowie die Bearbeitung der Fotos lässt das Fernweh wieder ganz groß werden. Vielleicht muss ich später noch ein bisschen im Internet stöbern und eine Reise für nächstes Jahr planen. 😉
Zum Schluss möchte ich noch ein riesiges großes Dankeschön an die Organisatoren der Crime Cruise aussprechen und an Felix und Sarah im Besonderen. Die Reise war großartig! Danke für die gute Organisation, die Antworten und die immer freundliche, authentische und herzliche Betreuung währenddessen!
Website: Crime Cruise (das Programm für 2024 ist auch schon online)
Hallo Stephanie,
ich habe von Fahrten dieser Art mal ganz vage etwas am Rande mitbekommen. Deinen Beitrag habe ich gerade mit großem Interesse gelesen. Das klingt nach einem richtig tollen Abenteuer und nach einem Traum für Buchliebhaber <3
Ich habe schon mal eine "normale"Kreuzfahrt mitgemacht. Da hatte ich allerdings keine Probleme mit dem Wellengang. Das Schiff war aber auch riesig. Ich kann mir gut vorstellen, dass ein starker Wellengang einem da einen Strich durch die Rechnung machen kann. Gerade, wenn es denn auch so leckeres Essen gibt. Ich freue mich,dass es bei dir dann nicht ganz so wild zugegangen ist.
Ich danke dir für diesen interessanten Erfahrungsbericht.
Liebe Grüße
Tanja :o)
Liebe Tanja,
die normale Kreuzfahrt muss ich dann irgendwann auch mal zum Vergleich machen. 🙂 Es war in jedem Fall ein Erlebnis.
Liebe Grüße,
Stephanie