Zu fast jeder Ausstellung wird ein Ausstellungskatalog herausgegeben. Ob es nun ein Begleitkatalog ist, der Themen der Ausstellung behandelt oder ob es sich um einen Objektbasierten Katalog handelt, in dem jedes Ausstellungsobjekt vertreten ist, beschrieben, erklärt, analysiert und diskutiert wird. Es ist egal, für welche Variante man sich entscheidet, oder ob sogar eine Mischform genommen wird, jeder dieser Kataloge ist mit viel Herzblut, Engagement und Liebe gemacht. Nicht nur der Vermittlungsgedanke von Wissen spielt eine große Rolle bei der Erstellung eines Ausstellungskataloges. Auch und besonders die Freude den Besuchern etwas Schönes in die Hand zu geben, ihnen die Objekte nicht nur in der Ausstellung näher zu bringen sondern auch zu Hause, ist immer wieder Antrieb und Motor eines Publikationsvorhabens im Museum.
Viele Menschen arbeiten hart an diesem Produkt und heute möchte ich euch einen klitzekleinen Einblick geben, wie viele Personen tatsächlich beteiligt sein können und daran arbeiten, dass es ein hoffentlich tolles Ergebnis wird, das die Leute gerne aus dem Museumshop mitnehmen. Hier eine kleine Liste:
Kuratoren: Zunächst gibt es natürlich die Ausstellungsidee und es wird ein Konzept entworfen. Steht dieses und und auch das Budget fest, wird darüber entschieden, ob es einen Ausstellungskatalog geben wird oder nicht. Was wollen wir? Was ist realisierbar? Was wäre ein gutes Produkt? Das Grundkonzept wird entwickelt und nimmt langsam Form an. Erste Ideen sprudeln, erste Autorenvorschläge werden gemacht.
Autoren: Sind die Autoren angefragt und haben zugestimmt, werden natürlich die Artikel, Essays, Objektbeschreibungen geschrieben. Manchmal sehr ausführlich, manchmal nur ganz kurz und knapp, je nachdem was gefordert bzw. angefragt war. Jeder Autor setzt sich hin, recherchiert, schreibt, verwirft, schreibt weiter, korrigiert und gibt schließlich seinen Text ab. Bis hierhin können schon Tage, Wochen, Monate Arbeit investiert sein.
Redakteur: Die Texte treffen in der Redaktion ein. Jetzt geht das Organisatorische und die Textarbeit los: Sind alle Texte da? Sind alle Bilder da? Welche Bilder müssen noch besorgt werden bzw. fehlen? Wo muss noch einmal nachgehakt werden? Sind die Bildlegenden und die Bildnachweise vorhanden und vollständig? Müssen noch Bildrechte angefragt werden? Wie sieht es mit zusätzlichem Material wie Karten, Tabellen, Zeitleisten usw. aus? Muss der Text vielleicht sogar übersetzt werden? Welcher Übersetzer ist geeignet und welchen Lektor nimmt man? Nach dem Lektorat werden die Texte dann redigiert, also für die Grafikabteilung, die das Layout vornimmt, vorbereitet. Überflüssige oder irreführende Formatierungen werden herausgenommen. Literaturverzeichnisse nach einem Zitiersystem angepasst und und und… Nach dem Layout, kommt der Umbruch zurück, der erneut gelesen und korrigiert wird. Die Texte werden an die Autoren zur Druckfreigabe geschickt und auch die Kuratoren werfen auf das Gesamtprodukt noch einmal einen, manchmal auch mehrere Blicke. Logos, Grußworte, Impressum, Bildnachweise, Covergestaltung, Deckeltexte usw. usf. werden erstellt. Die Zusammenarbeit mit dem Verlag beginnt und Ankündigungstexte für Buchvorschauen werden geschrieben.
Übersetzer: Die Texte werden übersetzt, auch hier stecken wieder mehrere Arbeitsstunden bzw. -wochen drin.
Lektor: Die Texte werden lektoriert. Alles von der Rechtschreibung über die Grammatik bis hin zum Lesefluss wird geprüft und gegebenenfalls korrigiert. Hat der Text einen roten Faden? Passen die Bilder zum Text? Sind es zu viel oder zu wenig Bilder? Manchmal ist das Lektorat auch in der Redaktion enthalten. Es kommt hierbei ganz auf das jeweilige Projekt und dessen Umfang an.
Grafiker: Hier findet ein bisschen Magie statt. 😉 Nein im Ernst, hier entsteht aus den etwas profanen einfachen Worddokumenten und einzelnen Bildern der Ausstellungskatalog. Es wird ein Layout entwickelt, ein Aussehen, ein Stil. Zum ersten Mal sieht er tatsächlich einem Buch ähnlicher, zwar noch digital – aber es wird langsam. Sobald Bilder eintreffen werden diese geprüft, bearbeitet und für den Druck im richtigen Format abgespeichert. Nacheinander entstehen die Aufsätze – das Buch – und der Umbruch geht wieder zurück an die Redaktion bzw. den Lektor zur Korrektur.
Fotograf: In ganz glücklichen Fällen hat man die Ausstellungsobjekte früh im Museum und kann erstklassige Fotos von den Objekten bereits für den Katalog und die Bewerbung der Ausstellung direkt von einem Fotografen erstellen lassen. Das hat den Vorteil, dass ein Großteil der Fotografien denselben Stil besitzt. Das Erscheinungsbild des Kataloges wirkt geschlossener und stimmiger.
Zeichner: Gerade bei archäologischen Ausstellungskatalogen kann es immer mal wieder vorkommen, dass Umzeichnungen von Objekten benötigt werden. Einen Zeichner dabei zu haben, ist daher immer gut.
Verlag: Auch hier gibt es Lektoren, Grafiker, Herstellungsmitarbeiter, Marketing- und Vertriebsleute, die in den gesamten Prozess der Produktion eines Ausstellungskataloges von der Seite des Verlages beschäftigt sind. Eine enge Zusammenarbeit und reger Austausch sind hier das A und O. Hier werden dann schließlich auch die eigentlich Druckdateien erstellt, nachdem aus der museumseigenen Grafikabteilung das fertige Buch-PDF – nach sämtlichen Korrekturdurchgängen und Druckfreigaben – im Verlag angekommen ist.
Drucker und Binder: Es werden Proofs und Plotts erstellt, die zur letzten Abnahme an Verlag und Museum geschickt werden. Nach der Freigabe wird schließlich gedruckt, gebunden und verpackt. Auch in diesen Betrieben sind wieder mehrere Mitarbeiter mit der Herstellung beschäftigt, ehe schließlich das eigentliche fertige Produkt, der Ausstellungkatalog fertig ist.
Lieferant: Schließlich werden die mittlerweile heiß ersehnten Bücher auf Paletten im Museum angeliefert.
Es sind eine ganze Reihe an Personen an der Produktion eines solchen Buches beteiligt. Und die investierten Arbeitsstunden auszurechnen ist schier unmöglich. Viele unterschiedliche Bereiche und Dienstleistungen kommen hier zusammen und es ist nur der Bereich „Produktion eines Ausstellungskataloges“ grob skizziert worden. Wie viel mehr Parteien bei der Erstellung einer Ausstellung beteiligt sind, ist noch eine ganz andere Geschichte.
Redaktion und Lektorat sind hierbei oft meine Jobs gewesen und ich liebe sie bei jedem Projekt mehr. Der spannendste und aufregendste Moment für mich ist bei allem aber immer noch, wenn man eine der Paletten mit Kisten und/oder Verpackung schließlich öffnet und zum ersten Mal das fertige Buch in der Hand hält, das noch ganz frisch nach der Plastikverpackung und dem Druck riecht. Zum ersten Mal darin blättern zu dürfen, ist immer wieder einmalig.
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Der in den Fotos abgebildete Katalog ist übrigens der Ausstellungskatalog zu der Ausstellung „Gebrochener Glanz – Römische Großbronzen am UNESCO-Welterbe Limes“ // LVR-LandesMuseum Bonn (Hrsg.), Gebrochener Glanz. Römische Großbronzen am UNESCO-Welterbe Limes, Nünnerich-Asmus Verlag 2014, € 29,90 € im Buchhandel, 19,90 € im Museumsshop; 216 Seiten, 155 Abbildungen; 23 x 27 cm; gebunden; ISBN: 978-3-943904-59-8.
Total interessant für mich:)!!!!! Sehr schöner Beitrag. Toll!!!!
Dankeschön. Das freut mich. 🙂