Ich verstehe es nicht. Wirklich nicht. Wie kann man auf die Idee kommen, eine Stadtteilbibliothek schließen zu wollen? Es ist mir völlig schleierhaft. Es ist eine Bildungsstätte, es dient der Bildung von Kindern, Jugendlichen und Erwachsen, es ist gemeinnützig und es macht Spaß. Eine Bibliothek ist ein Lernort, ein Erfahrungsort, ein Leseort. Es geht um das Buch, es geht um das Lesen.
Warum will man einen solch tollen Ort, an dem jeder – wirklich jeder − Büchern näher kommt, schließen?
Doch sollte ich erst einmal zu dem Hintergrund für diese Tirade kommen: Der Stadtteilbibliothek in Bonn Endenich droht einmal wieder die Schließung in diesem Jahr – wie auch die Stadteilbibliotheken in Dottendorf, Beuel (Brückenforum) und in Graurheindorf. Im Sommer soll das neue Haus der Bildung am Bottlerplatz in der Bonner Innenstadt eröffnet werden. Das Alte Stadthaus am Bottlerplatz wurde renoviert und es gibt einen Neubau, darin wird die Zentralbibliothek wie auch die Volkshochschule unterkommen = Haus der Bildung. Das Haus der Bildung soll eine moderne Bildungseinrichtung nach neuestem technischem Stand sein: ein Treffpunkt der Bürger. Die Ausleihzahlen sollen mit diesem zentralen neuen Projekt von 770.000 Medieneinheiten im Jahr um 20% gesteigert werden (S. GA-Artikel unten). Zukünftig werden also 900.000 Medien in Bonn pro Jahr ausgeliehen, so der Wunsch und das Ziel von Gabriele Belloff, der Bibliotheksleiterin.
Weitere Informationen finden sich z. B. auch in den folgenden General-Anzeiger-Artikeln:
17.10. Pro Stadtbezirk nur noch eine Bibliothek? – Lisa Innhoffen
26.11. Lautstarker Protest im Bonner Stadthaus – Lisa Innhoffen
Die Stadtteilbibliotheken sollen aus Spargründen geschlossen werden – so ist der Plan, denn es gibt ja dann das neue Haus der Bildung. Aus Spargründen? Es ist klar, dass jeder sparen muss; auch die Stadt Bonn. Aber warum sucht man sich dann eine öffentliche Institution aus dem Bildungssektor aus? Die 9,5 Stellen aus den geschlossenen Stadtteilbibliotheken sollen dann auch noch auf 4,5 heruntergekürzt werden. Es ist mir unbegreiflich.
Lesen bedeutet Bildung, Lesen bedeutet Erfahrungen machen, Lesen bedeutet seinen Horizont erweitern, Lesen bedeutet Spaß, Lesen bedeutet Abenteuer… Das könnte ich noch ewig weiterführen, aber ich denke, der Grundgedanke wird klar.
Endenich ist ein sehr aktiver kleiner Vorort von Bonn, in dem viele Familien, Senioren und Studenten wohnen. Die Bibliothek ist zentral in der Endenicher Burg untergebracht und wird ausgiebig genutzt. Ich kann mich an keinen Tag erinnern, an dem ich Bücher zurück gegeben und ausgeliehen habe – und ich bin regelmäßig einmal die Woche dort −, an dem nicht kleine Kinder durch die wenigen Gänge rannten und noch Bücher zu ihrem Elternteil zur Ausleihe schleppten. Sie wird sogar sehr gut genutzt und mit ihren Lesungen, Vorlesennachmittagen und regelmäßigen anderen Veranstaltungen und Ausstellungen bietet sie ein abwechslungsreiches Programm.
Der Steigerung der Ausleihzahlen im zukünftigen Haus der Bildung sehe ich eher skeptisch entgegen. Denn viele gehen auf dem Weg zum Einkaufen, oder nachdem sie die Kinder von Schule und Kindergarten abgeholt haben noch schnell in der Bibliothek in Endenich vorbei. Sie leihen, stöbern, geben zurück. Es gibt Parkplätze, es ist gut zu Fuß, mit dem Kinderwagen oder Fahrrad zu erreichen und es liegt – wie schon gesagt – mitten in Endenich. Im Gegensatz dazu ist die Parkplatzsituation in der Innenstadt – na ja, sagen wir eher schwierig. Die Bibliotheksnutzer aus den Vororten müssen erst in die Innenstadt fahren; dies bedeutet ein gewisser Zeitaufwand. Die Leute, die eh schon in der Innenstadt wohnen nutzen die Zentralbibliothek. Aber den Lesewütigen aus Endenich, Dottendorf, Beuel und Graurheindorf entstehen im Grunde genommen nur Nachteile: aufwändigere Hin- und Rückfahrten, Zeitaufwand etc.
Ich hoffe sehr, dass die Schließung der Stadtteilbibliotheken nicht Realität wird. Wer gerne noch helfen möchte, heute Abend (14.1.) um 17:30 h wird es vor dem Stadthaus eine Mahnwache geben, da der Kulturausschuss tagt. Der Förderverein der Stadtbücherei Endenich engagiert sich schon seit mehreren Jahren und bisher sehr erfolgreich, die drohende Schließung abzuwenden. Hoffen wir, dass es auch diesmal gelingt.
Weitere Informationen auch auf der Website des Fördervereins der Stadtbücherei Endenich e.V.: http://www.leseburgendenich.de/
Ich drücke die Daumen und hoffe für alle Endenicher, das es ein gutes Ende nimmt. Rettet die Bücherei!
Auch von mir ein dickes Daumen drücken!