Sy Montgomery, Rendezvous mit einem Oktopus

Sy Montgomery, Rendezvous mit einem Oktopus

Schaut euch dieses Buchcover an! Ist es nicht wunderschön?

Sy Montgomery, Rendezvous mit einem Oktopus, mareverlag.
Sy Montgomery, Rendezvous mit einem Oktopus, mareverlag.

Die Zeichnung des lila Oktopus hat mich auf der Buchmesse 2017 praktisch magisch angezogen. Ich hatte das Buch schon dank Booktube auf dem Radar, aber auf der Buchmesse vor einem Jahr hatte ich auch tatsächlich mal die Gelegenheit es in die Hand zu nehmen, darin zu blättern und natürlich den ersten Satz zu lesen. Und damit hatte es mich.

Bevor ich das Buch in die Hand nahm und es schließlich gelesen habe, hatte ich nichts mit den achtarmigen Tieren aus dem Meer zu tun. Ich wusste, dass sie existierten. Wie vor allen acht- oder sechsarmigen Tieren hatte ich großen Respekt vor ihnen. Ich hatte aber noch nie einen lebenden Oktopus gesehen.

Ich weiß nicht, warum mich dieses Buch so neugierig machte, aber ich musste es haben. Vielleicht war es doch das Cover. Und natürlich der Titel: „Rendezvous mit einem Oktopus. Extrem schlau und unglaublich empfindsam: Das erstaunliche Seelenleben der Kraken“. Wenn das mal nicht neugierig macht.

Das Buch hat mich sofort gefangen genommen. Sy Montgomery hat einen sehr fließenden Erzählstil und schafft es ihre biologischen und naturhistorischen Fakten zum Oktopus in eine wunderbare Abfolge von Biographien der Oktopoden mit ihrem eigenen Leben zu verweben. Es macht es um so viel emotionaler und lebendiger.

Montgomery ist Naturforscherin, Autorin und Drehbuchautorin. Sie beschäftigt sich viel und intensiv mit Tieren. Ihre Website beginnt mit den Worten: „To research books, films and articles, Sy Montgomery has been chased by an angry silverback gorilla in Zaire and bitten by a vampire bat in Costa Rica, worked in a pit crawling with 18,000 snakes in Manitoba and handled a wild tarantula in French Guiana.“ Was für ein Leben! Diese Frau hat einiges erlebt und trotzdem ihre Faszination zu Tieren und der Natur nicht verloren und geht ohne Scheu auf diese zu. Dieses völlig vorurteilsfreie, freundliche und neugierige Verhalten während dieser Rendezvous wird auch besonders deutlich in ihrem Oktopus-Buch.

Montgomery beschreibt in dem Buch ihr erstes Treffen mit einem Oktopus, über die Erfahrungen und Erforschungen im New England Aquarium mit diesen Tieren, ihrer Zeit dort, und schließlich auch ihre Versuche und Schwierigkeiten, das Tauchen zu lernen, um den Kraken in seiner natürlichen Umgebung in der Wildnis beobachten zu können.

Sy Montgomery, Rendezvous mit einem Oktopus
Sy Montgomery, Rendezvous mit einem Oktopus

Das Tier an sich ist bemerkenswert: „Der Oktopus ist ein Tier, das über Gift verfügt wie eine Schlange, über einen Schnabel wie ein Papagei und über Tinte wie ein altmodischer Füllfederhalter. Er kann so viel wiegen wie ein Mensch, sich bis zur Größe eines Autos ausstrecken und dennoch seinen schlabberigen, knochenlosen Körper durch ein Loch mit dem Durchmesser einer Orange zwängen. Er kann Farbe und Form verändern. Er kann mit der Haut schmecken.“ (S. 9 f.) Der Oktopus hat drei Herzen, ist intelligent und hat einen eigenen Willen. Er kann die Stimmung wechseln, wie ein Mensch.

Aber nicht nur das Tier ist bemerkenswert. In dem Buch „Rendezvous mit einem Oktopus“ werden auch die Auswirkungen und Folgen beschrieben, die das Kennenlernen eines Oktopus auf die Leben der Mitarbeiter, Praktikanten, der Autorin und auch die Besucher hat. Sobald man sich intensiver mit dem geheimnisvollen Kraken beschäftigt, wird man in diese Faszination hineingezogen, das Denken verändert sich, das Leben kann sich verändern. Das beschreibt Montgomery ganz deutlich. Es gab sogar eine Zeit, da überlegte sie sich einen eigenen Oktopus als Haustier zuzulegen, weil sie sie rund um die Uhr beobachten wollte. Die Schwierigkeiten in der Haltung dieser intelligenten Tiere ließ sie dann aber wieder davon abkommen.

Sogar die Aquarien, die die spezielle Ausrüstung, das Fachpersonal und die Ausstattung für die Haltung dieser Tiere haben, stehen regelmäßig vor dem Problem, dass ein Oktopus ausgebrochen ist. Diese Tiere sind so intelligent, dass sie jede nur kleinste Lücke im Schließmechanismus ihrer Aquarien für eine Flucht ausnutzen können. Der ewige Lernprozess beim Kraken wie auch bei seinen Betreuern ist wie ein ewiges Katz-und-Maus-Spiel und wird anschaulich beschrieben in Montgomerys Buch. Das Buch enthält keinerlei Bilder, ihre Erklärungen und Texte sind aber bildreich und vermitteln sehr gut das Leben im Aquarium wie auch davor im Trockenen.

Das Buch enthält acht Kapitel, davon sind vier mit den Namen von Oktopoden betitelt (Athena, Octavia, Kali, Karma). Dies sind die Vier, die Montgomery in ihrer Zeit im New England Aquarium näher kennengelernt hat und die sie zum Teil bis zu ihrem Tod begleitet hat. Es ist herzergreifend, wie sie mit diesen Tieren mit leidet und wie viel sie durch das Beobachten über diese Tiere lernt. Jeder Oktopus ist ein andere Typ, in seiner Seele, in seinen Handlungen, wie er auf die Menschen reagiert; er ist ein Individuum.

Das Buch „Rendezvous mit einem Oktopus“ kann ich wirklich sehr empfehlen. Ich habe so wahnsinnig viel über diese Tiere gelernt und war unweigerlich so fasziniert, dass ich Samstags das Buch beendet habe und am Sonntag danach in das nächste Aquarium gefahren bin, um einen Oktopus endlich in live zu sehen. Es war großartig! Außerdem hat mich das Buch neugierig auf weitere Bücher von Sy Montgomery gemacht. Ihr Stil ihre eigene Biographie mit denen der Oktopoden zu verweben fand ich beeindruckend. Und die Fakten zu den Tieren und ihrem Umfeld wurden fast nebenbei ganz leicht und flüssig mit transportiert.

// Sy Montgomery, Rendezvous mit einem Oktopus, mareverlag 2017, 336 Seiten, ISBN: 978-3-86648-265-4.

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