Ganze 14 Tage ist es schon her, dass ich von der wunderschönen kleinen Kanalinsel Guernsey zurückgeflogen bin. Und seit ganzen 14 Tagen wünsche ich mich dorthin zurück. Es ist eine tolle Insel. Und so britisch. Zusammengefasst: Ein Traum – vor allem im Frühling!
An- und Abreise
Ich war neun Tage vor Ort, davon gingen jeweils ein Tag für An- und Abreise drauf. Guernsey kann man per Schiff oder per Flugzeug erreichen. Ich habe mich für die Flugvariante entschieden, denn die war dann doch ein paar Stunden schneller. Wenn man nach Guernsey fliegen will, werden einem häufig Flüge über London angeboten. Hier solltet ihr darauf achten, an welchem Flughafen ihr dann den Zwischenstopp habt und von wo aus ihr weiterfliegen müsst.
Ich hatte beim Hinflug nämlich ein klein wenig Stress: Von Düsseldorf ging es nach London City, mit einem Aufenthalt von knapp 2,5-3 Stunden. Weiterflug von London nach Guernsey war dann allerdings von London Heathrow. Das hatte ich – in meiner Freude, einen passenden Flug gefunden zu haben – zunächst übersehen. Aber es war machbar. Ich saß dann ein ganz klein wenig abgehetzt im zweiten Flieger, aber Guernsey hat mich für alles entschädigt. Der Rückflug lief mit Zwischenstopp über Southhampton, das ging reibungslos.
Die Insel
Guernsey ist eine der Kanalinseln, die vor der französischen Küste liegen. Sie gehört allerdings weder zum Vereinigten Königreich noch Frankreich. Guernsey ist allerdings Kronbesitz und damit der britischen Krone unterstellt.
Hört sich kompliziert an?
Ist es irgendwie auch.
In jedem Fall spricht man Englisch – ein sehr gut verständliches Englisch – auf der Insel und auch in allem anderen ist man dort sehr britisch. Ansonsten ist man auf seinen gesonderten Status und die Unabhängigkeit, die es mit sich bringt sehr stolz. 78 Quadratkilometer ist Guernsey groß und hat etwas über 62000 Einwohner.
Das Buch
Mich zog es – wie so viele andere Touristen – aus Neugierde auf diese Insel. Vor ein paar Jahren hatte ich das Buch „The Guernsey Literary and Potato Peel Pie Society“ von Mary Ann Shaffers und Annie Barrows gelesen. Ein großartiges Buch! Es ist in Form von Briefen geschrieben, enthält eine starke Frauenfigur und handelt unter anderem von der Zeit der deutschen Besetzung auf Guernsey. Es ist eines meiner Lieblingsbücher. Und natürlich machte mich dieses Buch neugierig auf diese Kanalinsel, die ich vorher noch nie wahrgenommen hatte. Seit dem steht Guernsey auf meiner „Muss ich mal hin“-Liste. Und wie es der Zufall so wollte, fand ich dieses Jahr die Möglichkeit.
2018 ist das Buch übrigens verfilmt worden und Guernsey und sein Tourismus profitieren davon ungemein. In der Touristeninformation in St. Peter Port – dem Hauptstädtchen von Guernsey – erstrahlt alles in Filmabhängern und sie haben sich voll und ganz auf die Nachfragen der Touristen eingestellt. Es gibt spezielle Führungen entlang der Orte des Buches, es gibt sogar selbst herausgegebene Reiseführer mit Spaziergängen und Erläuterungen zu den Orten des Buches. Es ist alles liebevoll integriert und man möchte unweigerlich noch einmal das Buch kaufen (auch wenn man es schon hat – und nein, ich konnte mich zurückhalten, aber es war schwer).
Meine Tipps
Hier sind ein paar Tipps, was man auf der Insel machen kann und was sich auf jeden Fall lohnt. In den neun Tagen habe ich natürlich noch nicht alles geschafft und es gibt noch einiges mehr zu entdecken, aber es ist ein Anfang. Und natürlich ein Grund noch einmal dorthin zu fahren.
Absolut empfehlen kann ich die sogenannten Kliffwege. Sie führen vor allem im Süden entlang der wirklich filmreifen steil abfallenden Küsten. Sie lassen sich gut immer wieder in Etappen laufen. Wer Knieprobleme hat oder Höhenangst, der sollte sich das gut überlegen. Die Wege gehen immer wieder steil runter und nachher geht es dann wieder hoch, inklusiver steiler unebener Treppen. Aber die Aussichten sind ein Traum!
Von den Cliffpaths gibt es dann in regelmäßigen Abständen Abzweigungen runter zu den Stränden. Viele der Strände, vor allem im Süden von Guernsey sind Steinstrände. Im Westen der Insel soll es auch ein paar Sandstrände geben, da habe ich es aber noch nicht hin geschafft. Die winzig kleinen Steinstrände an der Südküste sind aber auch schon nicht schlecht. Auch hier geht es häufig sehr steil hinunter. Es gibt sogar Strände, die nur bei Ebbe zugänglich sind oder die nur über eine Leiter für das letzte Stück zu erreichen sind. Mein absoluter Lieblingsstrand an der Südküste war Moulin Huet Bay: Toller Ausblick, völlig ruhig gelegen und einfach schön. Angeblich hat Renoir sich hier inspirieren lassen.
St. Peter Port ist die Hauptstadt der Insel und wirklich gut an einem Tag zu machen. Die Einkaufsstraße ist süß und wenn ich richtig gezählt habe sind es maximal 4 Straßen (also eine Hauptgasse und abzweigende weitere Gassen). Es gibt einige Shoppingmöglichkeiten und die üblichen Geschäfte. Interessant ist vor allem dann der Hafen. Zum Leuchtturm von St. Peter Port kann man Laufen, dabei kommt man am Castel Cornet vorbei, das man auch gleich besichtigen kann. Eine vorgelagerte kleine Festung, die nun als Museum dient.
Mitten im Inneren der Insel gibt es „The Little Chapel“. Eine wirklich kleine Kapelle, die inzwischen als Sehenswürdigkeit auf der Insel gilt. Es passen vielleicht maximal 2-3 Personen herein, wenn sie den Kopf einziehen. Das besondere an der Kapelle ist, dass sie komplett mit Porzellanscherben und -bruchstücken von außen und innen verziert ist. Sie wird ständig saniert und instand gesetzt und hat eine wechselvolle Geschichte hinter sich.
Direkt in der Nähe meines Hotels, das übrigens das Fermain Valley Hotel war und ebenfalls sehr zu empfehlen ist, liegt das Herrenhaus Sausmarez Manor. Die Großtante des Besitzers schrieb zu Besatzungszeiten Tagebuch und aus einem dieser Tagebücher ist die Geschichte mit dem Schwein entnommen, die in dem oben genannten Buch „The Guernsey Literary Potatoe Peel Pie Society“ eine entscheidende Rolle spielt. Ich fand es rührend, wie sehr die Guernseyer das Buch annehmen und wie intensiv und vor allem genau die Autorin offensichtlich hier vor Ort recherchiert hatte. Sausmarez Manor kann man besichtigen, es gibt regelmäßige Führungen, die von dem Besitzer selbst gemacht werden. Jeden Samstag gibt es außerdem auf dem zugehörigen Gelände des Herrenhauses einen kleinen Farmers Market. Vormittags kann man dort frisches Gemüse, Fleisch und Backwaren, aber auch Blumen, Secondhand-Bücher und andere Dinge kaufen. Anschließend sollte man auf jeden Fall einen Abstecher zu dem kleinen Tea Room machen. In einer Gartenlaubenanmutung befindet sich der Tea Room, eine Weinrebe ist durch die Wand gewachsen und bringt nun Grün in den Raum. Die Kuchen und der Tee sind wie überall auf der Insel hervorragend und mit Liebe selbst gebacken. Es kann außerdem mal passieren, dass die freilaufenden Hühner vom Gelände den Gästen im Tea Room einen Besuch abstatten. Bei Sonnenschein kann man auch auf der Terrasse davor oder am Teich sitzen und seine Getränke genießen.
Eine witzige Aktion hat sich die Touristeninfo von Guernsey einfallen lassen: Anscheinend handelt es sich bei den Kühen auf Guernsey um eine ganz besondere Rasse, die eine besonders reichhaltige Milch geben. Beurteilen kann ich das nicht, aber neben dem Papageientaucher, der überall als Souvenir auftaucht (Guernsey ist eine der wenigen Orte, an denen er brütet und lebt. Leider habe ich keinen live gesehen), ist auch die Guernseyer Kuh ein beliebtes Souvenirmotiv. Inzwischen gibt es sie auch als kleines Stofftier, das man in der Touristeninfo kaufen kann. Daran angehängt haben sie die Instagramaktion #guernseycow. Wenn man auf der Insel unterwegs ist, soll man Fotos mit dem Stofftier machen und mit dem Hashtag verlinken. Eine witzige Idee! Und falls ihr euch jetzt fragen solltet, hat sie es gemacht? Nein, ich habe die Kuh nicht gekauft, auch wenn sie supersüß war. Aber Stofftiere sind nicht so meins. Für Familien mit Kindern ist das aber eine wirklich abwechslungsreiche Aktion.
Einen letzten allgemeinen Tipp noch bevor ich zu einem meiner Lieblingsthemen – dem Essen – komme: Guernsey hat ein hervorragendes öffentliches Busnetz. Ich bin häufig die Hinwege immer gewandert und habe dann zurück den Bus genommen. Je Fahrt kostet es 1 Pfund. (Funfact nebenbei: Guernsey hat eine eigene 1-Pfund-Note.) Wenn man einmal um die ganze Insel herumfahren möchte – das dauert mit dem Bus etwa 1,5 – 2 Stunden – kostet es einmalig 5 Pfund. Es gibt mehrere Linien und gefühlt alle 5-10 Minuten fährt ein Bus. Es ist wirklich gut ausgebaut. Sich zu Fuß und mit dem Bus über die Insel zu bewegen hat den Vorteil, dass man sich nicht mit dem – zumindest für mich weiterhin – sehr verwirrenden Linksverkehr auseinandersetzen muss. Man kann auch Fahrräder leihen, aber auch für die gilt Linksverkehr.
Das Essen
Kulinarisch gesehen, war der Urlaub auch wieder ein Highlight. Ich bin nicht ein einziges Mal hereingefallen. Das einzige, das ich bemängel ist, das sie keinen vernünftigen Kaffee kochen können. Aber man kann in dem Fall sehr gut auf Tee umsteigen, was ich auch gemacht habe.
Wenn man den steilen Berg runter zum Fermain Valley Bay gelaufen ist, kann man sich auf der Terrasse des Fermain Beach Cafés erholen, bevor es dann auf dem Klippenweg wieder nach oben geht. Ein Taxifahrer erzählte mir, das viele den Berg überschätzen und wenn sie am Café angekommen sind, sich dann ein Taxi dorthin bestellen, damit sie wieder nach oben gefahren werden. Eine verrückte Story und leicht übertrieben, dachte ich zuerst. Aber ich habe die Taxibestellung im Café tatsächlich live mitbekommen. Hier habe ich ein sehr hervorragendes Steak-Sandwich gegessen. Die Kuchen sahen auch verlockend aus, aber die Portionen sind hier immer sehr reichlich, so das nichts mehr ging.
Buho
Mein Hotel enthielt im Grunde genommen drei Restaurants. Eines davon war ein Mexikanisches: Das Buho. Und hier war ich sogar zweimal essen. Es war sehr sehr gut! Überraschend waren hier die vielseitigen Saucen und das sehr gut gewürzte Fleisch wie auch die Beilagen. Man kann sich nach einem Baukastenmodell den Burrito seiner Wahl zusammenstellen und aus einer Reihe an Beilagen und Startern wählen. Auch der Burger ist sehr lecker. Außerdem sollte man auf jeden Fall die Cocktails probieren.
The Rock Garden Steakhouse
Das ist das zweite Restaurant im Fermain Valley Hotel. Und das Steak war ein Gedicht. Auch hier kann man wieder zwischen den unterschiedlichsten Steaktypen wählen, des Weiteren die Grammzahl festlegen und aus verschiedenen Beilagen, Saucen und Vorspeisen wählen. Wenn man dann leicht erschöpft nach der ganzen Wählerei aber das Essen vor sich stehen hat, ist man im siebten Himmel. Genau auf den Punkt, super abgeschmeckt und sehr freundliches Personal.
Dix-Neuf, St. Peter Port
In den Reiseführern und auch im Internet hatte ich gelesen, dass man in Guernsey im Frühling auf jeden Fall mal ein Crab-Sandwich ausprobieren sollte. Frisch gefangene Guernseyer Krabben sind hier sehr beliebt. Das habe ich dann auch gemacht und es in St. Peter Port im Dix-Neuf, einem Bistro-Restaurant zentral in der Einkaufsstraße gelegen. Eine sehr gute Entscheidung. Ich kann mich immer noch nicht ganz entscheiden, mit was ich den Geschmack beschreiben könnte, aber es war frisch und sehr lecker.
Ich habe einiges in meinen Instagram-Storys hinterlegt, die auch als Highlight auf meinem Account zu finden sind. Wer also noch mehr Bilder sehen möchte, kann dort ein paar weitere finden und auch ein paar Videos.
Fazit: Ich muss noch mal wiederkommen. Erstens weil mir die Insel wirklich gut gefallen hat und zweitens, weil ich noch ein paar Ecken nicht kenne und auch die Nachbarinseln Herm, Alderney, Sark und Jersey kennen lernen möchte.
Ein toller Bericht und wunderschöne Bilder. Man wird neugierig auf Guernsey. Toll!!!!!