1. Was schreiben Sie?
Es gibt ein kleines E-book von mir mit dem Titel „Ich bin bunt“.
Diese Aussage gilt auch für mein Schreiben. Denn ich schreibe Lyrik, kurze Prosa – zuletzt erschien im Herbst 2019 ein Band mit Prosaminiaturen: „Von der Rückseite des Mondes“. Ich habe Romane, Kinderbücher sowie Hörspiele verfasst und in frühen Tagen gab es auch ein Theaterstück, das auf die Bühne kam. Gleichzeitig bin ich auch als Herausgeberin tätig. Daneben spielt Sachliteratur, besonders zum Stichwort Kulturpädagogik oder Literaturvermittlung eine gewisse Rolle.
Die Vielfältigkeit – einerseits ein großer Segen – ist zugleich ein gewisses Problem, denn ich passe mit meinen unterschiedlichen Arbeiten nicht in eine Schublade, so dass die Leserinnen und Leser mich schnell identifizieren und wiedererkennen können.
2. Wie sind Sie zum Schreiben gekommen?
Mein Vater schenkte mir früher die Endstücke von Kassenrollen, die in der Mitte einen roten Strich hatten, daher unbrauchbar waren. Diese Rollen waren im wahrsten Sinne des Wortes meine „Drehbücher“. Dort notierte ich, was in der Geschichte geschah: Ein Regenguss. Freundin XY flüchtet in den Flur eines Hauses. Dort wartet aber ein bissiger Hund auf die gute Gelegenheit, jemandem ins Bein zu beißen. Da fällt XY ein, dass sie Würstchen in der Tasche hat…. Usw.
Da ich selbst Gedichte mochte, habe ich auch selbst gemachte Gedichte verschenkt. Lieber schrieb ich nämlich an einem Text als an einem Topflappen zu häkeln.
3. Wo schreiben Sie am liebsten?
Am liebsten schreibe ich an meinem Schreibtisch morgens, wenn der Tag und die Konzentration noch ganz frisch sind.
4. Warum Bonn?
Ich komme aus dem Ruhrgebiet und habe dort an wechselnden Orten gelebt. Die Liebe hat mich dann aber an den Rhein gebracht.
5. Spielt Bonn eine Rolle in Ihren Geschichten und wenn ja, welche?
In meinem Roman „Vom Sehen und Sagen. Die Buchela“ geht es um die bekannteste Sintizza Deutschlands: Margarethe Goussanthier. Sie wurde die „Pythia von Bonn“ genannt. Zu ihr gingen u. a. die Bonner Politiker, um sich beraten zu lassen.
6. Welchen Ort sollte jeder einmal in Bonn gesehen haben?
Den Drachenfels. Er gehört zwar zu Königswinter, aber von dort oben hat man einen wunderbaren Überblick über die ganze Stadt, kann auch seinen Blick Richtung Süden über das Rheintal richten und ist zugleich mit der deutschen Sagendichtung und nachfolgenden Autoren wie Heinrich Heine verbunden.
In Bonn empfehle ich besonders den Alten Friedhof. Dichter, Denker, Künstler und herausragende Personen der Zeitgeschichte haben dort ein Grab gefunden. Man erfährt sehr viel über die Stadt und ihre Vergangenheit, wenn man sich über die Verstorbenen informiert.
Damit der Ortseindruck nicht zu sehr „retro“ wird, sollte man in der „Brotfabrik“ in Beuel mal vorbeischauen: Gemütliche Kulturkneipe, Kino, Theater, Musik, Tanz. Und auch das „Rex“ in Endenich ist unabdingbar.
Ich liebe den Botanischen Garten – er ist übrigens ein guter Ort zum Schreiben.
Und ich mag es am Samstag über den Bonner Markt zu laufen.
7. Was lesen Sie gerade oder haben Sie eine Buchempfehlung?
Gerade habe ich das Memoir (den Roman) „Über Liebe und Magie. I put a spell on you“ des schottischen Schriftstellers John Burnside gelesen. „Spell“ bedeutet so viel wie Zauber, Bann oder Faszination. Eindringliche Texte, Abschweifungen wie Annäherungen sind in dem Band versammelt.
Parallel lese ich die Texte der diesjährigen Poetica, die im Januar 2020 in Köln stattfand. Kurator Jan Wagner hat wunderbare Texte/Gedichte, die sich mit dem Thema Widerstand beschäftigen, zusammengestellt. Sehr zu empfehlen.
8. Gibt es eine andere Stadt, Ort oder Location, an der Sie gerne einmal schreiben würden?
Ja natürlich! SchriftstellerInnen sind ja oftmals „poets in residence“ und schreiben an bestimmten Orten, für die diese Stipendien ausgeschrieben werden. So bin ich zum Schreiben schon nach Rhodos ins Internationale Schriftsteller- und Übersetzerzentrum gekommen, war im Hochschwarzwald als „Dorfschreiberin“ und in China/Qingdao. Geplant ist bereits für 2022 ein Aufenthalt in Lettland im dortigen Internationalen Schriftstellerzentrum.
Wenn ich einen Wunsch frei hätte, dann bekäme ich gern das Stipendium des Kulturstaatsministeriums in Venedig zugesprochen. Das Haus liegt direkt am Canal Grande, wunderbar! Allerdings müsste ich mich dafür bewerben, was ich bisher noch nie getan habe.
9. Treffen Sie sich mit anderen Autoren? Wie vernetzen Sie sich?
Viele Jahre gab es monatliche Treffen des Verbandes deutscher SchriftstellerInnen in Bonn, die zurzeit eingeschlafen sind. Es gibt aber viele andere Möglichkeiten des Kontakts untereinander. Zum einen trifft man sich bei Veranstaltungen/Lesungen. Zum anderen leite ich das Projekt „postpoetry.NRW“, durch das ich ständig mit Kolleginnen und Kollegen in Kontakt bin. Im Netz gibt es vielfältige Kommunikationsmöglichkeiten, auch unabhängig vom Ort. Und dann gibt es natürlich Freundinnen und Freunde mit schriftstellerischem Hintergrund, die auch mal neue Texte von mir lesen und mir ihr Feed- back geben.
Monika Littau
Website: www.monika-littau.de
Blog/Termine: http://monikalittauaktuell.blogspot.com/
Aktuelle Publikation: Von der Rückseite des Mondes. Chinesische Miniaturen, Bacopa Verlag 2019, ISBN 9783903071728.