1. Was schreibst Du?
Romane, Novellen und Kurzgeschichten im Bereich Fantasy. Oft ist es aber ein Genremix, der nicht eindeutig dies oder jenes ist. Mein Debütroman BRÏN zum Beispiel, der 2017 erschienen ist, vereint Elemente aus Fantasy, Thriller und ein bisschen Romantik am Rande. Winterhof, eine Art Fortsetzung von Hans-Christian Andersens Schneekönigin, ist da schon eher eindeutig eine (Urban) Fantasy-Märchenadaption. Mein aktuelles Projekt schwankt zwischen Phantastik und Science-Fiction, da fällt mir die Einordnung selbst noch schwer. Genregrenzen langweilen mich, daher halte ich mich selten an eine bestimmte Form.
2. Wie bist Du zum Schreiben gekommen?
Das hat sich wahrscheinlich wie bei den meisten Schriftstellern ergeben. Sobald ich das Alphabet konnte, habe ich angefangen mir Geschichten auszudenken und sie niederzuschreiben. Das Veröffentlichen kam natürlich erst sehr viel später und nahm seinen Anfang wohl 2011 so richtig, als ich aus einer Laune heraus bei einem Schreibspiel von ein paar Freundinnen aus dem Literaturbetrieb mitmachte. Damals habe ich die erste Fassung von Winterhof verfasst und bin in einen Schreibrausch geraten. Bis zu dem Moment habe ich immer irgendwie verkrampft versucht das zu schreiben, was ich für „richtig“ hielt, das was ich als Leserin kannte und als erwartet hingenommen habe. Das hat aber nie richtig für mich funktioniert, weil ich immer das Gefühl hatte, ich erzähle bloß anderer Leute Geschichten nach und versuche in ein Korsett zu passen, das nicht für mich angefertigt wurde. Erst als ich dann bei Winterhof sehr frei und ohne die Intention etwas „richtig“ schreiben zu wollen an die Sache heranging, ist ein Knoten geplatzt der meine Art, Geschichten zu erzählen, verändert hat. Man könnte sagen, das war der Moment meiner schriftstellerischen Erleuchtung. Winterhof ist dann aber erst sieben Jahre später, nach mehrmaliger Überarbeitung und auch erst eineinhalb Jahre nach meinem Debütroman veröffentlicht worden. Die erste Fassung war ein gutes Gerüst, aber die Handlung musste erst noch etwas reifen, so wie ich selbst auch.
3. Wo schreibst Du am liebsten?
Zuhause. Im Winter/Herbst auf der Couch, mit dem Laptop auf dem Schoß und einer schnarchenden Katze irgendwo dazwischen. In den wärmeren Monaten setze ich mich dann auch mal auf den Balkon, um zu schreiben. Außerhalb meiner vier Wände schreibe ich aber so gut wie nie, weil ich mich woanders nicht gut entspannen und konzentrieren kann. Ich kann besser denken, wenn niemand um mich herumwuselt.
4. Warum Bonn?
Bonn ist meine Geburtsstadt. Ich bin dann zwar hauptsächlich erstmal in Sankt Augustin aufgewachsen, war aber oft mit meinen Freunden in Bonn. Nach einem kurzen Abstecher in Leverkusen, bin ich dann 2010 wieder nach Bonn gezogen. Das ist einfach die Stadt die ich kenne und in der ich mich wohl fühle.
5. Spielt Bonn eine Rolle in Deinen Geschichten und wenn ja, welche?
Bis jetzt nicht und es ist unwahrscheinlich, dass Bonn je eine Rolle darin spielen wird. Meine Geschichten haben zwar oft einen Bezug zur realen Welt und Gegenwart, sie spielen aber immer an fremden Orten. Das liegt auch daran, dass es sich für mich merkwürdig anfühlt Geschichten an Orte zu verlegen, denen ich im echten Leben zu stark verbunden bin.
6. Welchen Ort sollte jeder einmal in Bonn gesehen haben?
Uff, das ist eine schwierige Frage. Bonn hat viele schöne Orte. Die Rheinauen sind vor allem im Frühling sehr schön, besonders mag ich den japanischen Garten. In der Altstadt gibt es viele kleine Cafés und Bistros, die sich oft in unscheinbaren Winkeln verstecken. Da fällt mir spontan Madame Negla in der Breite Straße ein. Abends wirkt die Altstadt oft auch ein bisschen märchenhaft, wenn die Läden ihre Lichterketten einschalten.
Lieblingsrestaurants habe ich direkt ein paar, weil ich viel zu gerne esse. Da sind direkt bei mir um die Ecke das Tuscolo am Frankenbad (nicht das in der Stadt) und Die Burgermanufaktur in der Vorgebirgsstraße. Richtig toll ist aber auch das Sa Finca in Beuel. Nicht nur wegen des guten Essens und der gemütlichen Atmosphäre, sondern auch wegen Safi, der schwarzen Streunerkatze, die dort im Außenbereich herumläuft und von den Besitzern adoptiert wurde (oder vielleicht wurden sie auch von der Katze adoptiert, das ist bei Schnurrmeistern ja immer Auslegungssache). Also ich hoffe Safi läuft da noch immer herum, ich war jetzt schon viel zu lange nicht mehr da … Sehr lecker ist auch in Bad Godesberg das arabische Restaurant Hauraman gegenüber des Kinopolis (mir läuft gleich wieder das Wasser im Munde zusammen).
7. Was liest Du gerade oder hast Du eine Buchempfehlung?
Oha, ganz gefährliches Gebiet. Mich nach Buchempfehlungen zu fragen artet immer in einer langen Liste aus. Zuletzt hatte ich irre viel Spaß mit den Murderbot Diaries (dt.: Tagebuch eines Killerbots) von Martha Wells und Der Kater unterm Korallenbaum von Christina Löw. Nicht nur was das Genre angeht sehr gegensätzliche Bücher, aber beide auf ihre Art wirklich gelungen. Six Wakes (dt.: Das sechste Erwachen) von Mur Lafferty hat mir auch sehr gut gefallen, genau wie Death Of A Clone von Alex Thompson. Mein größtes guilty pleasure ist wohl Degrees of Wrong von Anna Scarlett. Das lese ich jedes Jahr im Sommer und muss mich einfach jedes Mal aufs Neue kaputtlachen. Man merkt vielleicht, ich verschlinge sehr viel englischsprachiges. Das liegt daran, dass es da mehr Nischen und Experimente gibt. Der deutsche Buchmarkt wirkt oft festgefahren und steif auf mich, wobei ich durch den direkten Kontakt mit anderen Autor*innen aus dem Selfpublishing und Kleinverlag nun aber auch häufiger wieder heimische Lektüre finde.
8. Gibt es eine andere Stadt, Ort oder Location, an der Du gerne einmal schreiben würdest?
So ein Cottage mit Meerblick auf einer der kleinen schottischen Inseln fände ich toll. Abgelegen, wenig Menschen und gerne so klein, dass man einmal um die Insel joggen kann. Das wird auch auf jeden Fall noch gemacht!
9. Triffst Du dich mit anderen Autoren? Wie vernetzt Du Dich?
Nicht regelmäßig, aber so oft es sich ergibt. Meistens treffen wir uns auf den Buchmessen, was jedes Mal großartig ist und natürlich sind die enger vertrauten Autoren darunter über WhatsApp Gruppen oder Social Media allgemein vernetzt. Mit manchen tausche ich mich fast täglich aus, mit anderen nur hin und wieder mal, je nachdem, wie viel wir alle um die Ohren haben. Aktuell läuft auch meine Bewerbung beim Autorennetzwerk PAN, da ich mal versuchen will mich professionell zu vernetzen.
Sameena Jehanzeb
Website: https://sameena-jehanzeb.de/
Instagram: @sjehanzeb_autorin
Facebook: Sameena Jehanzeb
Nächste Veröffentlichung: Was Preema nicht weiß (erscheint am 28.5.2020), 360 Seiten, TB, ISBN: 978-3-96698-306-8.
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