Perspektivwechsel James Bond?

Perspektivwechsel James Bond?

Und genau deswegen liebe ich das Internet und seine Vielfältigkeit. Es bietet einem – neben allem Negativen – auch immer wieder die Möglichkeit seinen Horizont zu erweitern und einmal eine neue Perspektive einzunehmen. Dies ist mir erst in der letzten Woche wieder klar geworden. Am 30. September kam der neue James Bond-Film „Keine Zeit zu sterben“ in die Kinos. Mit James Bond und diversen anderen Action Filmen bin ich praktisch aufgewachsen. Ich bin neugierig auf diesen Film. Und diesmal aus mehreren Gründen. Fasziniert hat mich natürlich immer die Technik. Was holt Q nun aus seinem Erfinderkasten? Welche neumodische Idee, die so abstrus klingt, dass sie schon wieder wahr sein könnte, wird präsentiert?

Die Story ist in der Regel ja spannend, aber ebenso wild. Natürlich schafft es James Bond immer den Bösewicht zu stellen, die Welt zu retten oder irgendetwas anderes. Natürlich mit fragwürdigen Methoden, denn was wäre James Bond ohne seinen Dickkopf und seine Arroganz.

Und irgendwie war mir auch schon immer klar, dass das Frauenbild in den James Bond-Filmen immer schon fragwürdig war. Und das das noch ganz viel Arbeit drin steckt. Was mir jetzt aber erst klar geworden ist – und das finde ich erschreckend, denn es ist schließlich schon der 25. James Bond-Film -, ist, dass die Bösewichte immer mit einer körperlichen Beeinträchtigung dargestellt werden.

Den ausschlaggebenden Hinweis bzw. den Wink mit dem Zaunpfahl hat Jen Campbell mit ihrem sehr guten Artikel „Bond Villains with Disfigurements are harmful for people like me“ gegeben. Dort zeigt sie auf, wie die Filmindustrie immer noch mit dem sogenannten „disfigurement-villainy trope“ (etwa: Entstellter Schurke-Trope) arbeitet und auch auf Nachfragen weder reflektiert noch sachlich reagiert (um es mal freundlich auszudrücken). Campbell spricht in ihrem Artikel ein sehr großes Missverhältnis zum Thema Inklusion an. Menschen mit Beeinträchtigungen werden vorwiegend in die Rollen der Antagonisten gecastet und auch geschrieben, denn es „sei ja nur ein Film“. Diese Ausrede ist albern. Denn Filme, genauso wie Bücher, Musik und andere kulturelle Werke prägen die Menschen. Sie unterstützen Vorstellungen, lassen Meinungen entstehen und sind vielleicht der Funke für eine Diskussion. Aber genau deswegen ist es so wichtig divers und inklusiv an diese Dinge heranzugehen. Ganze Gesellschaftsteile sind schon seit Jahrzehnten nicht wirklich vertreten oder wenn ja, dann in sehr wertenden in der Regel negativen klischeehaften Darstellungen, die das Bild weiter prägen. Ich empfehle sehr, den Artikel von Jen zu lesen. Wir sollten sehr viel kritischer damit umgehen, was wir konsumieren. Und das gilt nicht nur für Bücher, Filme und Co.

Ich bin froh, im Internet auch solche klugen Artikel zu finden, die mich zum Nachdenken anregen. Und als Autor*in kann man vieles erfinden: Paralleluniversen, böse Antagonisten, gute Protagonisten oder auch umgekehrt. Aber wir sollten als Autoren auch mindestens so verantwortungsvoll mit Klischees und zugeschriebenen Rollen umgehen und uns und das Geschriebene immer wieder hinterfragen. Es ist leider so schnell passiert, dass man etwas niedergeschrieben oder veröffentlicht hat, weil man es immer schon so gemacht hat, damit aufgewachsen ist und es unbewusst so aufgenommen hat und es nie hinterfragt hat.

Viele Grüße von einer nachdenklichen

Stephie

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