Der Schnatz ist ja eigentlich so etwas wie der Schreibflow im Autorinnenleben. Man muss hart arbeiten, um ihn zu bekommen und manchmal klappt es dann doch nicht. Er gleitet einem durch die Finger und schon sitzt man wieder mit dem Handy in der Hand und scrollt durch Instagram.
In den Schreibflow zu kommen, erfordert wirklich harte Arbeit. Wenn ich das tatsächlich schaffe, mich nicht ablenken zu lassen und wie in einer Trance weiterschreibe und die Wörter nur so aus mir herausfließen, dann kann ich euch eines garantieren: Dann war ich diszipliniert und habe mich regelmäßig an mein Projekt gesetzt. Dem Flow gingen garantiert Konzentration und Kontinuität voraus. Ich habe noch nie einen Schreibflow erlebt, der einfach so einsetzte. Es hat immer etwas mit Regelmäßigkeit zu tun und Disziplin und harter Arbeit vorweg. Das ist einerseits beruhigend, andererseits ist es aber auch unberechenbar und der Schreibflow kommt nicht jedes Mal, wenn ich mich brav und pünktlich zum Schreiben hinsetze. Aber wenn ich mich nicht regelmäßig hinsetze und mich der Kreativität und dem Schreiben widme, dann passiert gar nichts. Dann suchen sich meine Gedanken andere Orte und werden unruhig und flitzen durch die Gegend.
Ich mag die Disziplin und die Regelmäßigkeit und die guten Gewohnheiten. Ich weiß, dass das mir und meinem Schreiben und den Projekten, an denen ich dran sitze, guttut. Dass ich nur weiterkomme, wenn ich auch regelmäßig daran arbeite. Selbst wenn es nur kleine Schritte sind wie etwas 100 Wörter, 1 Seite, 10 Minuten.
Ich weiß das.
Und dennoch ist es so furchtbar einfach, sich schlechte Gewohnheiten zuzulegen. Und diese Unberechenbarkeit ist aufregend, ähnlich wie die Jagd nach dem Schnatz oder das Beobachte, ob der Quaffel nun endlich im gegnerischen Tor landet.
Man kann den Schnatz aber nicht durch Zufall erreichen. Man muss beobachten und Geduld haben und dann im richtigen Moment zur Stelle sein. Dann muss man schnell sein. Das gleiche gilt für das Schreiben und den Schreibflow. Diese Momente, wenn es klick gemacht hat, sich auf einmal das Plothole auflöst und man endlich sieht, wie die Lösung sein könnte und wie sich alles ineinander fügt, wenn man endlich nicht so schnell tippen kann, wie die guten Ideen, Dialoge, Beschreibungen, Stories aus einem herauspurzeln, dann muss man schnell sein. Denn wenn man sie in diesem Moment nicht aufschreibt, dann ziehen sie weiter. Dann sind sie ganz schnell wieder weg. Diese Momente muss man auskosten und ausnutzen. Manchmal fühlen sie sich sogar an, als hätte man den Schnatz verschluckt. So voll und überschäumend können Ideen sein.
Aber sie kommen nur zu denjenigen, die regelmäßig zum Training auftauchen und an ihrer Disziplin arbeiten. Also gilt „Butt in Chair, Hands on Keybord!“ und „WRITE!“. Ich glaube das mit dem Sitzen und den Händen auf der Tastatur kriege ich ganz gut hin. Mein Problem ist allerdings eher der Zugang zu diesem Internet. Es gibt da so viele Möglichkeiten, sich ablenken zu lassen. Das Internet ist praktisch wie die gegnerische Mannschaft im Quidditch. Ständig wirft jemand einen Klatscher nach dir. Die Klatscher in Form von Google, YouTube und Pinterest sind besonders gefährlich. Wenn ich mich so gar nicht konzentrieren kann, muss ich mein Smartphone weit weglegen und tatsächlich das WLAN ausschalten. Die Verlockungen sind einfach zu groß und es ist ein bisschen unglaublich, wie schnell man wieder im Browser landet. Daher funktionieren solche browserbasierten Schreibprogramme für mich auch gar nicht. Die Versuchung ein neues Tab zu öffnen und nur schnell etwas nachzusehen ist zu groß. Ich brauche definitiv etwas, dass auch offline bzw. im Flugmodus funktioniert.
Daher werde ich gleich nach dem Veröffentlichen dieser Kolumne, den Laptop in den Flugmodus versetzen und den Schnatz äh Schreibflow jagen gehen.
Viele Grüße von einer jagenden und hoffentlich disziplinierten Stephie