Eine sehr berechtigte Frage. Und ich bekomme sie inzwischen regelmäßig gestellt. Daraufhin verziehe ich immer das Gesicht als hätte ich in eine Zitrone gebissen und bleibe vage. Denn es ist kompliziert.
Ich arbeite nun schon seit Jahren an meinem ersten Krimi. Die allerersten Sätze der Geschichte habe ich 2019 geschrieben. Dann entstanden in den ersten Brainstormingsitzungen die ersten Plotfäden, die ersten Figuren tauchten auf und schließlich habe ich die Geschichte geschrieben. Dann kamen die ersten Überarbeitungsrunden. Ich habe immer wieder geschrieben und überarbeitet, dazwischen kamen andere Projekte (Romane, Kurzgeschichten etc.) und die Unterbrechungen waren mal länger, mal kürzer. Ich bin aber immer wieder zu „Rita und der Mord im Loft“ zurückgekehrt. Ein ständiger Begleiter auf diesem Weg war auch das schlechte Gewissen, wenn die Pausen zu lang wurden.
Aber eigentlich ist das Blödsinn. Denn zum Schreiben gehört ebenso Nachdenken. Aber eben auch Planen. Zumindest für mich. Ich bin ein Planer! Ich plotte, ich schreibe Outlines, ich tracke meine Fortschritte oder eben auch meine Pausen. Und ich muss über manche Dinge einfach eine ganze Weile nachdenken. Es ist wie mit Teig, der gehen muss, es braucht seine Zeit.
Letztes Jahr habe ich den nächsten großen Schritt gemacht und ein Lektorat beauftragt. Es war Zeit, dass jemand mit professionellem Fachwissen einmal auf den Text schaut. Die Testleser*innen hatten schon gutes Feedback gegeben. Die Lektorin hat dann ihre Arbeit wundervoll getan und seitdem sitze ich an der Einarbeitung des Lektorates. Meine Lektorin ist super und stellt genau die richtigen Fragen. Fragen, die mich erneut ins Grübeln bringen, Fragen, die den Text besser machen. Fragen, die Zeit kosten.
Die Einarbeitung des Lektorates dauert jetzt schon eine ganze Weile. Es kostet Energie. Wie auch alles andere im Leben, vor allem wenn man den stressigen 40-Stunden-Brotjob dazuzählt. Den muss ich dazuzählen, denn er finanziert mir immerhin mein Schreiben und so vieles mehr. Das letzte Jahr war anstrengend. Und ich finde nur langsam wieder in das Schreiben zurück. Mein Schreibtracker sieht ganz anders aus und zeigt, wie wenig ich im Vergleich zu dem Vorjahr geschrieben habe. Aktuell ist es weniger als 50% von dem was ich 2022 geschrieben habe.
Aber wisst ihr was?
Das ist in Ordnung! Mehr als in Ordnung!
Ich kann das in meinem eigenen Tempo machen. Kreative Arbeit ist energievolle Arbeit und wenn die Energie am Ende des Tages nicht mehr reicht, dann ist das so. Ich nehme mir die Zeit, die ich brauche.
Ich plane gerne und organisiere auch gerne. Die Zeit wird kommen, wo ich wieder konkrete Termine setzen kann. Wodrauf ich mich besonders freue, ist das Coverreveal. 😊
Also, um auf meine Ausgangsfrage zurückzukommen: Wann wird mein Krimi erscheinen? Ich denke, ich kann ganz sicher sagen, dass er in diesem Jahrhundert erscheinen wird. Versprochen! 😉 Nein Scherz beiseite, ich mache es noch ein bisschen spannend. Ein grober Veröffentlichungstermin schwebt in meinem Kopf herum. Aber ich werde ihn euch noch nicht verraten. Denn zuerst möchte ich ein paar Dinge erledigen. Dann bekommt ihr erst den Veröffentlichungstermin.
Als Selfpublisherin kann man vieles planen. Auch die Veröffentlichungstermine. Es gibt detaillierte Zeitpläne, die auch funktionieren, wenn man sich selbst daranhält. Solche Zeitpläne schreibe ich regelmäßig. Da dies aber meine erste eigene Krimi-Veröffentlichung im Selfpublishing sein wird, mit echtem Lektorat, echtem Coverdesign und vielleicht noch weiteren Dienstleistungen und ich das zum ersten Mal neben dem Job mache, lerne ich gerade selbst noch ganz viel über Zeiträume, wie lange etwas dauert, wie lange ich für die einzelnen Schritte benötige etc. Damit ich das dann beim nächsten Buch besser einschätzen kann, tracke ich derzeit so gut wie alles. Ich hoffe, dass das bei dem zweiten Buch dann einfacher wird, denn dann habe ich Erfahrungswerte. Sollte das nicht so sein, bitte sagt es mir nicht. Diese Illusion möchte ich mir so lange es geht erhalten. 😊
Anfängerin in etwas zu sein, ist manchmal total aufregend. Ich finde es toll, diese Erfahrungen zu machen. Es ist aber gleichzeitig auch nervenaufreibend, Dinge zum ersten Mal zu tun. Ich meine, ich arbeite nicht zum ersten Mal ein Lektorat ein. Mit Texten, Korrekturen und Lektor*innen zu arbeiten, ist praktisch seit 13 Jahren mein Brotjob (ich arbeite in der Kommunikation). Aber ich arbeite zum allerersten Mal ein Lektorat in einen Kriminalroman ein, den ich selbst geschrieben habe. Das ist nochmal ein ganz anderes Level von Nervosität. Über Plotgeister, Prokrastination und Imposter-Syndrom fange ich hier gar nicht erst an zu reden, dann sind wir nämlich noch die nächsten Wochen hiermit beschäftigt. Ich will viel lieber den Blick auf die schönen Seiten dieses Abschnitts werfen: eine Lektorin beauftragen, das erste Mal das Cover zu Gesicht bekommen, das Gefühl, wenn man merkt, dass der Text besser wird, das Gefühl, wenn es auf einmal Klick macht und man ein Plotloch stopft und das Gefühl, dass man wirklich etwas mit seinen Händen und seinem Kopf erschaffen hat, was vielleicht ein klein wenig Sinn ergibt. „Unbezahlbar!“, wie es so schön in der Werbung heißt.
Also blende ich für den Moment das schlechte Gewissen aus und schaue auf die schönen Dinge des Projektes. Das motiviert mich dann auch wieder, dranzubleiben.
Und jetzt entschuldigt mich, ich öffne jetzt das Manuskript und werde mindestens eine Seite überarbeiten.
Viele Grüße eure Stephie