Ich versuche zumindest einmal im Jahr zu einer Buchmesse zu gehen. Dieses Jahr war es wieder die Frankfurter, da sie einfach näher und schneller zu erreichen ist. Ich liebe Bücher, daher ist für die Motivation schon gesorgt. Es ist jedes Jahr wieder faszinierend, was sich die Verlage einfallen lassen um ihre Neuerscheinungen zu präsentieren. Die Buchkultur lebt, das wird mehr als deutlich. Mal mehr mal weniger gut gelaunt, denn die Buchbranche hat schwer zu kämpfen. Dass es so viele Menschen gibt, die trotzdem nicht aufgeben und mit Leidenschaft Bücher drucken und herausgeben, ist bewunderswert und motivierend. Und genau deswegen, ist auch dieses Jahr die Buchmesse für mich eines der interessantesten Kulturerlebnisse.
Hier habe ich einige Eindrücke gesammelt (bitte nicht immer allzu Ernst nehmen 😉 ):
– 7 1/2 Stunden laufen und gucken und laufen und gucken
– Bücher über Bücher über Bücher
– Neuerscheinungen
– Backlists
– häkelnde Männer
– Notizzettel sind out: Buchtipps werden mit dem Smartphone abfotografiert
– Notizblöcke sind in: Ganze Bestellungen (vorher zu Hause vorbereitet) werden darüber organisiert und dann fein säuberlich abgehakt, wehe dem der keine Bestellzettel mehr hat.
– Kugelschreiber, Taschen und Süßigkeiten sind weiterhin die beliebtesten Give-aways, gefolgt von außergewöhnlichen Postkarten. Letzter werden besonders kritisch begutachtet und wenn sie nicht gefallen wieder auf den Stapel zurückgepfeffert
– berühmte Personen (egal ob Autoren, Preisträger, Politiker und Co.) befinden sich irgendwo innerhalb der Menschentrauben, irgendwo wo man sie meist nicht sieht, aber dass sie da sind, sieht man auf den vielen Flachbildschirmen, die in unglaublichen Höhen angebracht werden und den Zuschauern ein „ich bin dabei“-Erlebnis vermitteln sollen.
– um einen Menschentraube zu erstellen braucht es a) am besten einen Preisträger oder einen Promi b) 1-3 große Kameras, damit klar ist, hier ist etwas wichtiges im Gange, c) einen normalgroßen Gang, der ohne Probleme verstopft werden kann – am besten einer der gut frequentierten, damit die Traube immer größer werde und schließlich d) viele neugierige bücherliebende Menschen, die alle ihre Kameras und Smartphones hochheben.
– der Trend zum Riesentablet (ca. 2 m Breite) 😉
– unterschiedliche Branchen, unterschiedliche Verhaltensweisen: bei den literarischen Verlagen sitzen die Verleger möglichst beschäftigt und wichtig aussehend im Gespräch mit anderen wichtig aussehenden Menschen. Die Mienen zeigen, hier werden Millionengeschäfte abgeschlossen. (Wahrscheinlich geht es in den meisten Fällen um die wichtige Frage, wollen sie Zucker und Milch in Ihren Kaffee? Und wann sehe ich endlich das Tageslicht wieder, das ist schon der 4. Tag in dieser Halle?) Ganz klar sieht man aber, die Buchbranche ist eine kommunizierende Branche. Von wegen, man sitzt alleine in seinem Kämmerlein und liest ein Buch.
– auch bei den Sachbuch-Verlagen wird kommuniziert, aber schon ein bisschen gemächlicher.
– bei den Ständen von Antiquariaten sitzt man lieber mit dem Rücken zum Besucher und blättert in seiner Zeitung. Eher weniger Kommunikation und eine Ruhe wie in einer Bibliothek. Die wunderbaren (und teuren) Exemplare von Handschriften, Manuskripten und alten Bücher lagern gut bewacht in ihren Vitrinen und es herrscht fast eine andächtige Stille.
– bei den Non-Book-Ständen steht man entweder im schicken Anzug oder Kostüm und wartet darauf den Buchfanatikern die faszinierende Welt der Technik oder der praktischen Tools vermitteln zu können. Diese Stände finden sich in Halle 4.0 und haben einen eher schwierigen Stand, wie es scheint. Sämtliche Vorstellungen, Präsentationen, Lesungen und Diskussionsrunden der Bücher, Neuerscheinungen etc. finden über ihren Köpfen in den Hallen 4, 3, 5 und 6 usw. statt. Wer nach dem Übermaß an Information, dann noch den Weg in die Halle 4.0 findet, sucht in den meisten Fällen eher nach dem Ausgang und ist dann eher überrascht, wie ruhig es dort unten zugeht und in was für einem lauten Bereich er sich eben noch befunden hat. Aber von Papeterie, über Kabelaufwicklern bis hin zu den neuen Entwicklungen beim Ebook und seinem Vertrieb, findet sich dort doch noch so einiges.
– Rolltreppen!
– wenn Rauchschwaden aus einem Gang emporstiegen, bedeutete das nicht, eine der vielen Lampen oder Steckdosen ist durchgeschmort, sondern ein Mensch in weißem Outfit rührt in einem Topf und verköstigt die Menge mit neuen Kreationen. Sehr beliebt bei Kochbuchpräsentationen.
– Bücher sind nicht nur zum Lesen da: Buchkunst.
– und dann gab es ja noch Sitzsäcke, Brasilien, Literaturpreise und Bücher, Bücher, Bücher.
Ich freue mich schon auf nächstes Jahr und vielleicht klappt es 2014 auch noch einmal zur Leipziger Buchmesse, die vom 13. bis 16. März 2014 stattfinden wird.
Dieser Beitrag ist übrigens als Beitrag für die Blogparade von Tanja Praske zum Thema „Mein faszinierendes Kulturerlebnis“ gedacht.
Liebe Stephanie,
einen herrlichen Blick auf die #fbm13 gewährst du uns, vor allem die nicht ganz ernst gemeinten Schilderungen animieren zum Schmunzeln. Ich freue mich sehr, dass dein Beitrag DIE Messe um DAS Buch in einer absolut flockigen, kurzweiligen Art näher beleuchtet – ein schönes Kulturerlebnis – merci dafür!
Sonnige Grüße aus München
Tanja
Liebe Tanja,
das freut mich, dass es dir gefallen hat.
Viele Grüße aus Bonn
Stephie