Seit fast schon wieder vier Wochen schleppe ich das aktuelle Kolumnenthema mit mir herum. Jeden Samstag setze ich mich hin und schreibe zwischen 300 und 400 Worte zu dem Thema. Aber jedes Mal gefällt es mir nicht so ganz, wenn ich fertig bin. Das Thema ist diesmal: „19. Jahrhundert“. Ein Thema, dass ich inzwischen von ganz unterschiedlichen Perspektiven angegangen bin. Aber es macht einfach nicht klick. Ich bin nicht zufrieden mit den Texten.
Irgendetwas stimmt nicht daran. Und wenn ich schon selbst nicht zufrieden damit bin, wieso sollten es dann meine Blogleser*innen sein. Also schiebe ich das Thema Woche um Woche weiter. Ab und zu passiert das schon mal, das ich mir an einem Thema die Zähne ausbeiße. Dann möchte ich eigentlich klein beigeben und um ein neues Thema bitten. Ich könnte auch einfach passen. Es ist schließlich mein Blog und kein Mensch weiß, was ich geplant habe, es würde also auch niemandem auffallen. Aber aus irgendeinem Grund nagt auch dieser Gedanke an mir und ich bin halt ein Sturkopf und will noch nicht klein beigeben.
Was mache ich also?
Ich schreibe über meine Schwierigkeiten eine Kolumne über das 19. Jahrhundert zu schreiben. Ich schreibe also über das Schreiben. Das hilft mir normalerweise aus der Blockade heraus. Und vielleicht funktioniert es jetzt auch wieder.
Wenn ich beim Schreiben ein Problem habe, dann schreibe ich darüber. Dann wird gebrainstormt, ein Freewriting ausprobiert, die unterschiedlichen Szenenmöglichkeiten durchgespielt oder einfach ein bisschen gejammert. Das sind nicht immer Texte, die dann auch Veröffentlichungsgeeignet sind. Aber sie helfen ungemein.
Ob das Jane Austen auch gemacht hat? (Kurz mal etwas aus dem 19. Jahrhundert einwerfen, damit das Thema auch vorkommt. 😉 ) Zumindest hat sie nicht veröffentlichungsreif geschrieben. Und ich glaube, es gibt so gut wie keine Autor*in, die/der das wirklich macht. Die Briefe und Manuskripte von Jane Austen zeigen, dass Durchstreichungen, Neuschreibungen und auch Stecknadeln beim Überarbeiten sehr viel im Einsatz waren. Das Arbeiten mit dem Text, das Verwerfen, das Wiederholen, das Wiederentdecken, das Umformulieren: Das sind alles ganz alltägliche Dinge für einen Schreiberling. (Spannender FunFact nebenbei übrigens: Durch den Artikel oben habe ich herausgefunden, dass die Manuskripte von Jane Austen inzwischen digitalisiert wurden und online einsehbar sind. Hier findet ihr den direkten Link. Aktuell gibt es Probleme mit dem Flashplayer, aber sie arbeiten wohl daran.)
Und trotzdem ist man selbst immer wieder überrascht, wenn man dann doch Überarbeiten muss. Diese Illusion, dass man etwas schreibt und schon ist es perfekt, die hält sich hartnäckig durch die Jahrhunderte hinweg. Das ist wirklich frustrierend. Denn die Realität sieht ganz anders aus. Ich freue mich, wenn ein Satz beim ersten Niederschreiben gut wird. Aber insgesamt überarbeite ich jeden meiner Texte. Egal ob es für Social Media, den Blog oder einen Roman ist. Und manchmal braucht es eben auch mehrere Anläufe, bis man den richtigen Ton, die richtige Perspektive oder das Thema richtig getroffen hat. Es gibt Entwürfe über Entwürfe in meinen Ordnern, von angefangenen Texten, die genau das wiederspiegeln. Häufig kann ich mich von diesen Textfragmenten auch nicht trennen. Vielleicht ist da ja doch noch eine andere Idee drin versteckt, die ich irgendwann mal wiederverwerten kann oder vielleicht auch eine gewagte Formulierung, die ich für einen anderen Text nutzen kann. Wer weiß das schon?
Die Texte werden in jedem Fall aufgehoben.
So und nun habe ich immerhin ansatzweise diese Kolumne fertig geschrieben. Und ein kleines bisschen 19. Jahrhundert ist sogar auch drin vorhanden. Das lasse ich gelten und frage gleich nach der Veröffentlichung ein neues Thema an.
Viele Grüße von einer Stephie, die erleichtert die Schere und die Stecknadeln beiseitelegt und jetzt erstmal diesen Text digital überarbeitet