Das Jahr 2011

Das Jahr 2011

„Was haben Sie im Jahr 2011 gemacht?“ Eine sehr merkwürdige Frage, aber auch eine Frage, die in Cold Case Krimis immer wieder mal vorkommt. Das Jahr oder Datum dann natürlich verändert. Zeugen werden befragt zu vergangenen Zeiten. Manchmal liegen diese Zeiten mehrere Jahre oder Jahrzehnte zurück.

Ich finde, das ist eine unglaublich schwierig zu beantwortende Frage.

Ein paar Punkte werden mir sicherlich einfallen. Zum Beispiel, wo ich gearbeitet habe, vielleicht auch noch so gerade, wo ich in Urlaub gewesen bin. Aber letzteres nur mithilfe einer Recherche in meinem Fotomaterial. Es sei denn, es war ein absolutes Highlight, dann fällt es mir sicherlich ein.

2011 habe ich zum Beispiel mein Wissenschaftliches Volontariat angefangen. Das war aufregend. Aber wo ich in Urlaub gewesen bin, kann ich tatsächlich nicht mehr sagen.

Die Monate und Wochen verschwimmen alle miteinander. Ob es etwas Besonderes gab? Keine Ahnung. Da müsste ich einerseits in meinen alten Blogartikeln kramen und in den Texten, die ich damals verfasst habe. Wenn man mich nach einem bestimmten Tag oder einer bestimmten Woche fragen würde, ich hätte absolut keine Ahnung mehr. Daher weiß ich wirklich nicht, wie die das in den Filmen und Büchern immer machen, sich zu erinnern. Klar, etwas so Schreckliches wie eine vermisste Person oder ein Mord oder jegliches anderes Verbrechen brennt sich in die Erinnerung ein. Das ist klar. Aber es werden im Rahmen eines Verbrechens ja auch noch sehr viel mehr Menschen befragt, nicht nur die Opfer und die Verbrecher selbst, die sicherlich ganz genau wissen, was sie zu dem Zeitpunkt getan haben. Es gibt vielleicht Zeugen oder Personen, die einfach nur zufällig in der Nähe waren und so gar nichts damit zu tun hatten.

Die Aufgabe der Ermittler*innen ist wirklich nicht leicht und ich bewundere, wie sie trotzdem Dinge herausfinden können. Denn jeder Mensch ist anders und jeder Mensch verhält sich auch anders. Für manche ist es eine Stresssituation befragt zu werden, für andere wiederum nicht. Dann denkt man vielleicht, was kann ich sagen, was ist richtig, was ist falsch, was will ich sagen und was lasse ich vielleicht weg, weil ich denke, dass es nicht relevant ist. Der Mensch und seine Aussagen sind praktisch ein Roulettespiel und das überhaupt etwas Brauchbares dabei herauskommt, erstaunt mich immer wieder.

Ich wäre sicherlich eine fürchterliche Zeugin. Ich kann mich nicht erinnern oder wenn, würden mir nur banale Dinge einfallen, wie etwa, dass ich 2011 ein Volontariat angefangen habe. Aber das war es auch schon. Ich bin auch ganz schlecht darin, mir politische Vorkommnisse oder große Naturkatastrophen zu merken. Viele erzählen immer, damals im Jahr xyzu war der heißeste Sommer überhaupt. Damals gab es die Dürre, die die ganze Ernte zerstörte. Oder andere ähnliche Aussagen. Ich vergesse solche Dinge tatsächlich immer. Fragt mich nicht, wann wer Kanzler oder Präsident oder sonst etwas war. Ich starre dann in die Leere und versuche Anknüpfungspunkte zu finden, die meiner Erinnerung einen Stups geben. Das mache ich zum Beispiel gerade: Ich starre angestrengt in die Leere zwischen meinem Laptop und dem Wohnzimmerfenster und versuche mich an das Jahr 2011 zu erinnern. Was war da? Was ist da vorgefallen? Gab es etwas Positives oder Negatives? Die Leere ist manchmal schlimmer als das weiße Blatt Papier, bevor ich mit dem Schreiben beginne.

Ich merke mir andere Dinge: Zum Beispiel Shortcuts für den PC oder Softwareprogramme. Auch kann ich mich daran erinnern, wo ich ein Buch gelesen habe. Das Buch „Der Historiker“ von Elizabeth Kostova habe ich damals zum Beispiel in meiner ersten eigenen Wohnung gelesen, als meine Matratze noch auf dem Boden lag und ich weder ein richtiges Bett noch ein Sofa in der Wohnung hatte. Was beides gut war, denn es war ein Schuhkarton. Wichtig war, dass der Schreibtisch da drinstand, damit ich meine Magisterarbeit schreiben konnte. Das war im Jahr 2009. Ist das nicht verrückt? An das kann ich mich sehr gut erinnern. An solche Nebensächlichkeiten.

Manchmal wundere ich mich sehr über mein Gehirn.

Ich kann mich zum Beispiel auch an die Pizzabestellung erinnern, die wir nach einem harten Tag des Tanzens gemeinsam in der Ballettschule bestellt haben. Wir hatten eine Aufführung vorbereitet und geprobt. Wir waren ausgehungert und ko und bekamen als Belohnung eine Pizza. Ich hatte eine Pizza Mista bestellt. Wieso merke ich mir solche Dinge? Es war nicht die erste und auch nicht die letzte Aufführung und trotzdem kann ich mich daran erinnern. Verrückt, oder? Und das ist mindestens schon mehr als 20 Jahre her. Und ja, die Ironie mit Ballett und Pizza ist mir schon damals nicht entgangen. 😉

Also 2011, was war da? Ich recherchiere jetzt einfach mal schnell. Zum Glück gibt es ja so etwas wie Wikipedia. Die haben viele der Dinge für das Jahr verzeichnet.

Und jetzt natürlich die Frage an euch: Was habt ihr 2011 gemacht? Wisst ihr es noch? Seid ehrlich.

Viele Grüße von einer recherchierenden Stephie

 

 

 

PS: Ok, und da haben wir es: Es ist richtig viel passiert. Richtig viel, was mir eigentlich auch in der Erinnerung hätte bleiben müssen. 2011 war das Jahr des arabischen Frühlings, das Jahr mit der Katastrophe in Fukushima und das Jahr, in dem Osama Bin Laden erschossen wurde und Kate und William geheiratet haben. Nichts davon war noch in meinem Kopf. Erst als ich jetzt die Punkte lese, erinnere ich mich daran. Verrückt.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert