Buchverfilmungen

Buchverfilmungen

Jedes Mal, wenn es um das Thema Buchverfilmungen geht, gibt es einen langen Rant darüber, wie schrecklich sie sind. Und ja, ich habe auch schon wirklich Fürchterliche gesehen. Zuletzt die Neuverfilmung von Überredung auf Netflix. I don’t like. Aber darauf wollte ich gar nicht hinaus. Sobald es um das Thema Buchverfilmungen geht, werden alle Wertungskeulen herausgeholt. Ihr habt es gerade selbst mitbekommen. Auch ich tendiere bei dem Thema dazu, sofort negativ zu werden. Aber betrachten wir es doch einmal von der anderen Seite.

Buchverfilmungen können auch super sein. Und mal ehrlich, wer hat sich nicht gewünscht, dass mal ein Buch oder eine Serie unbedingt verfilmt werden sollte. Sei es nun für die Kinoleinwand oder für Netflix. Wenn man Geschichten liebt, möchte man sie in allen unterschiedlichen Formaten konsumieren. Und bei so vielen Geschichten fasst man sich nur an den Kopf und fragt sich, warum wurde dieses Material noch nicht verfilmt, es wäre perfekt.

Der Hype, wenn ein berühmtes Buch tatsächlich verfilmt wird, ist real. Und die Vorfreude es endlich zu sehen steigt und steigt und steigt. Und manchmal werden sogar Remakes gemacht. Manchmal trauen sich die Regisseure und Drehbuchschreiber erneut an einen Stoff heran und verleihen ihm noch einmal ein anderes Kleid. Oder es gibt eine englische, amerikanische und deutsche Umsetzung. Das Ergebnis kann wie gesagt so oder so ausfallen und ist erheblich subjektiv. Umso größer sind die Meinungen dazu.

Ich bin sehr für Meinungsfreiheit. Es wäre ja irgendwie langweilig, wenn wir alle immer einer Meinung wären und nur noch in glitzerverteilende Lobgesänge ausbrechen würden. Das Streiten – sorry Diskutieren darüber, ob eine Buchverfilmung gut oder schlecht, tiefgehend oder oberflächlich, nah am Buch oder weit entfernt war, schult also praktisch unsere demokratische Diskussionskultur. Naja, zumindest am Anfang. Solange man die Größe hat, die andere Seite und ihre andere Meinung zu akzeptieren und zu respektieren – auch wenn es die falsche ist.

Anstrengend und schwierig wird es dann, wenn die andere Seite nicht so viel Respekt zeigt und anfängt, ihre Gegenseite missionieren zu wollen. Es gibt solche Menschen, die hören einfach nicht auf zu reden, bis man ihnen zugestimmt hat oder es gar keine andere Meinung mehr gibt. Und sie wollen unbedingt Recht behalten. Das ist nicht nur anstrengend, sondern auch toxisch und solchen Fanatikern gehe ich gerne aus dem Weg. Leider sieht man es den Leuten nicht an der Nasenspitze an.

Wenn man sich in einer solchen unangenehmen Situation wiederfindet und zum wiederholten Male Sätze wie „Auf gar keinen Fall, darfst du das aus dieser oberflächlichen Perspektive betrachten. Das ist ja Küchenpsychologie der untersten Schublade.“ Und „Die exklusive Kameraführung spiegelt die Zerrissenheit der heutigen Gesellschaft wider, wie man so etwas nicht erkennen kann, ist mir wirklich ein Rätsel.“ Und „Niemand hat jemals so ein Narrativ so extraordinär umgesetzt. Das musst du doch einsehen.“ Dann ist es definitiv Zeit zu gehen. Das Leben ist zu kurz, um sich mit dergleichen Energie-Vampiren zu beschäftigen. Nach dem Weg zur Toilette zu fragen, ist in solchen Gesprächen meist die einzige Exit-Strategie. Beim Zurückkommen muss man nur sehr darauf achten, nicht wieder in die gleichen fanatischen Arme zu laufen. Und vielleicht beginnt man das nächste Gespräch auf der Grillparty einfach mit etwas unverfänglichem, wie dem Wetter.

Unterschiedliche Meinungen zu Buchverfilmungen können aber genauso spannend sein, wie unterschiedliche Meinungen zu Büchern. Die Vielfalt der Dinge, die einem beim Lesen auffällt und auch nicht auffällt ist enorm. Durch das (respektvolle) Diskutieren über Gelesenes und Geschautes habe ich häufig auch schon Perspektiven und Einsichten oder Easter Eggs in Bücher/Filme erhalten, die mir beim ersten Lesen oder Schauen noch nicht aufgefallen waren. Oder Dinge, die ich einfach niemals in Zusammenhang gesetzt hatte. Das ist bereichernd und vertiefend. Jemandem zuzuhören, der erklärt, warum ihm etwas nicht gefallen hat, ohne darin angegriffen oder abwertend behandelt zu werden, ist erfrischend und leider viel zu selten geworden.

Und jetzt entschuldigt mich, ich möchte „Death on the Nile“ auslesen, damit ich dann die alte wie auch die neue Verfilmung endlich einmal schauen kann.

Viele Grüße

Eure Stephie

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