Nichts verwirrt mich mehr, als Mehrsprachigkeit. Ich finde Mehrsprachigkeit super, keine Frage. Aber im Urlaub in Luxemburg hat sie mich so völlig rausgehauen und ließ mich stammelnd in drei Sprachen zurück.
Vielleicht beginne ich aber besser am Anfang: Urlaub in dem Großherzogtum stand auf dem Plan. Nach Luxemburg wollte ich immer schon einmal. Spätestens seitdem ich die Krimis mit dem Luxemburger Koch Xavier Kieffer von Tom Hillenbrand verschlungen hatte. (Ja, ich suche des Öfteren meine Reiseziele nach Lektüren aus. So war es auch bei Guernsey. 😉 )
Dieses Jahr war es dann soweit. Ich machte mir keine zu großen Gedanken, Luxemburg gehört zu der Eurozone, ich musste also kein Geld wechseln und ich konnte sogar mit der Bahn (bzw. das letzte Stückchen mit dem Schienenersatzverkehr) fahren. Es war alles ganz angenehm und unkompliziert. Kurz überlegte ich noch, ob ich meine Steckdosen-Adapter benötigen würde, eine kurze Internetrecherche belehrte mich eines Besseren und ich konnte beruhigt den Platz im Koffer noch einem weiteren Buch widmen.
In Trier am Bahnhof ging es dann schon los, als ich den Fahrer des Busses fragte, ob es der richtige nach Luxemburg sei. Ein Schild gab nämlich keinen Hinweis. Er antwortet freundlich auf Französisch. So weit so gut. Ich verstand ihn, stieg ein und freute mich auf die neue Stadt.
In Luxemburg selbst stellte ich dann fest, dass die Anzeigen in den Bussen die deutsche Sprache benutzen, an den Haltestellen aber auf Französisch ausgegeben werden.
Abends suchte ich mir ein nettes kleines Restaurant in der Nähe und wurde unweigerlich auf Englisch begrüßt. Kein Problem. Englisch geht bei mir sehr viel besser als Französisch. Ich war erleichtert. Das Essen war lecker, die Kellner zuvorkommend aber nicht aufdringlich und die Atmosphäre wunderbar. Genau das Richtige für den Start in den Urlaub.
Ein anderer Kellner kam und stellte mir Besteck und Brot hin, dabei sprach er Deutsch. Das irritierte mich leicht. Denn mein Gehirn hatte sich auf Englisch eingerichtet. Aber die Kellner wechselten fließend vom Deutschen ins Englische ins Französische und dazwischen unterhielten sie sich in einer wilden Mischung aus allem, wo ich immer ein paar Brocken verstehen konnte, dann aber auch wieder ganz viel gar nicht – ich vermute, dass es das berühmte Letzebuergisch (Luxemburgisch) war.
Mein Gehirn war jetzt ein wenig aus dem Takt geraten und wusste nicht mehr so ganz, wie es wem antworten sollte. Egal, freundlich Lächeln und Nicken hat schon oft geholfen. Und zum Glück war ich ja nicht zum Sprechen hier, sondern zum Essen. Und das lohnte wirklich.
In den Tagen danach ging es ähnlich weiter. Eine wilde Mischung aus englischen Sätzen, französischen Brocken und auch immer wieder der Versuch es mit deutschen Worten aufzufüllen. Und wenn alle Stricke reißen, gibt es ja noch die universelle Sprache mit Händen und Füßen. 😊
Die Luxemburger sind zum Glück hilflos brabbelnde Touristen gewöhnt und reagieren sehr gelassen. Bisher waren sie alle auch nach meinen sprachlichen Gehversuchen noch alle sehr freundlich und ich erhielt sowohl die Quiche, das Croissant oder das Museumsticket. Jedes Gespräch beginnt praktisch mit einem gegenseitigen Abtesten, welche Sprache wird es heute sein. Das ist schon ein Abenteuer in sich. Und es hält einen auf jeden Fall wach. Dass ich schließlich doch endlich mal entspannen konnte, habe ich gestern Abend dann im Pub gemerkt. Zur Abwechslung probierte ich diesen aus, der hat nämlich eine ganz wunderbare Terrasse von wo aus man die Leute und das Geschehen auf der Straße beobachten kann.
Generell wird man in Luxemburg von sehr vielen Sprachen umgeben. Spanisch, Japanisch, Niederländisch, Sächsisch, Polnisch, Chinesisch… Die Vielfalt ist hier nicht zu überhören. Es ist ein tolles Ambiente. Gestern Abend im Pub, saßen am Nachbartisch dann Portugiesen. Das hat mein Hirn dann so verwirrt, dass ich auf Englisch beim Kellner bestellte und als er mir dann mein Essen und meine Getränke brachte, antwortete ich ihm mit einem herzhaften “Gracias” Tja, c’est la vie und so. Ich habe mit den Achseln gezuckt und mich über mein Essen hergemacht. Bei den vielen Sprachen hier, war das dann auch egal.
Ich sage ja, ich finde die Mehrsprachigkeit großartig, aber sie verwirrt mich auch sehr. Und nicht jedes Land und jeder Einheimische macht diese sprachlichen Zickzacksprünge so elegant und völlig gelassen mit, wie die Luxemburger. Alleine dafür muss man sie schon lieben.
In diesem Sinne au revoir und see you later,
Eure Stephie