Interview mit Patricia Weiss

Interview mit Patricia Weiss

1. Was schreibst du?

Ich schreibe Krimis. Keine Kuschel- oder Regionalkrimis, sondern die klassische, etwas härtere Variante. Das soll nicht heißen, dass aus jeder Seite das Blut tropft, aber ich möchte dem Leser immer auch aktuelle, brisante Themen, die mich besonders beschäftigen, näherbringen, und wer Zeitung liest oder Nachrichten guckt, weiß, dass es im wahren Leben nicht nur schön zugeht.

Wichtig ist mir aber auch die Beschreibung und Entwicklung der Charaktere, ihre Alltagsprobleme und Sorgen, ihre komischen Seiten und ihr Humor. Und am Ende eines Buches wird jedes Rätsel, das während der Ermittlungen auftaucht, auch aufgelöst.

Bisher erschienen ist die Serie mit der Detektivin Laura Peters. In den ersten vier Krimis musste sich das Team der Detektei Peters bereits mit Menschenhandel, Medikamentenversuchen an Heimkindern, schwarzer Pädagogik, der Flüchtlingskrise und dem IS, dem Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche und den Farmmorden in Südafrika auseinandersetzen. Natürlich geraten sie dabei auch selbst in Gefahr, aber mehr werde ich an dieser Stelle natürlich nicht verraten.

 

2. Wie bist du zum Schreiben gekommen?

Schon von klein auf habe ich mir Geschichten ausgedacht, die mich dann so lange umtrieben, bis ich sie aufgeschrieben habe. Ich bin gewissermaßen von einem Schreibdämon besessen, der mich antreibt und an den Schreibtisch ruft. Während der heißen Schreibphasen passiert es oft, dass ich bis Mitternacht an einem Buch arbeite und bereits um drei Uhr morgens von allein wieder aufwache und weitermache. Das hört sich vielleicht hart an, und tatsächlich kann es physisch auch sehr anstrengend sein, aber es ist gleichzeitig auch berauschend. Eine Leidenschaft eben.

Die Bonner Autorin Patricia Weiss. Foto: Sheona Ann Photo
Die Bonner Autorin Patricia Weiss. Foto: Sheona Ann Photo

 

3. Wo schreibst du am liebsten?

Es gibt drei Orte, an denen ich arbeite, abhängig davon, in welchem Stadium sich ein Projekt befindet.

Den ersten Entwurf eines Buches schreibe ich in einem Häuschen hoch oben in den Bergen im Aosta Tal. Dort lebe ich wie ein Eremit, nur mein Hund leistet mir Gesellschaft und ich arbeite quasi Tag und Nacht, bis ich fertig bin.

Für die Ausgestaltung einer Geschichte reicht ein Laptop und ich ziehe mich dafür am liebsten in mein Schreibhäuschen im Garten zurück. Es liegt zurückgezogen zwischen Büschen und Bäumen und weit genug weg vom Alltag, sodass ich ungestört schreiben kann.

Das Überarbeiten und Layouten der Manuskripte und die Erstellung der Cover erfordert allerdings einen großen Bildschirm, deshalb erledige ich das in meinem Arbeitszimmer.

 

4. Warum Bonn?

Das Rheinland feiert gern, ist tolerant und unaufgeregt gegenüber dem Anderssein und mir gefällt der Spruch „jeder Jeck ist anders“, was so viel bedeutet wie „leben und leben lassen“ (Ja, ich weiß, „sterben und sterben lassen“ passt besser zu einer Krimiautorin, deren Leidenschaft das Morden auf dem Papier ist, aber tatsächlich bin ich im wahren Leben sehr friedlich.).

Bonn ist für mich die perfekte Mischung aus Großstadtflair und Natur, Weltoffenheit und Historie, Kultur und Nachtleben.

 

5. Spielt Bonn eine Rolle in deinen Geschichten?

Die Detektei Peters hat ihren Sitz im Bonner Ortsteil Rüngsdorf und Laura Peters ermittelt mit ihrem Team nicht nur in den Straßen von Bad Godesberg, Tannenbusch oder Beuel, sondern auch an vielen besonderen Orten in Bonn und Umgebung. So werden zum Beispiel Mädchenleichen im idyllischen Dornheckensee im Siebengebirge gefunden, Lösegeld auf dem Friedhof am Platanenweg hinter dem pompösen Grabmal des Roma-Königs Ferko Czori hinterlegt oder zwei junge Frauen in die labyrinthischen Tiefen des Atombunkers unter dem Bonner Hauptbahnhof verschleppt.

Aber auch historische Orte spielen eine Rolle: In meinem ersten Buch ‚Das Lager – Ein Fall für die Detektei Peters‘ kommt das Heim für Zwangsarbeiter-Kinder in Alfter vor.

Ein unfassbar trauriges Thema, denn die Babys wurden in den Einrichtungen, die es während des Zweiten Weltkrieges an vielen Orten in Deutschland gab, unter katastrophalen Zuständen verwahrt und kaum eines hat den Aufenthalt in einem solchen Heim überlebt.

 

6. Welchen Ort sollte jeder einmal in Bonn gesehen haben?

Der Kreuzgang des Bonner Münsters mit dem wunderbaren Innenhof ist wie eine friedliche, grüne Oase, wenn man sich mal vom Trubel der Innenstadt zurückziehen möchte. Im Sommer frühstücke ich gern bei Sonnenaufgang auf dem Aussichtspunkt über dem Dornheckensee, das Joggen an der Rheinpromenade in Bad Godesberg mit Blick auf das Siebengebirge ist immer wie ein kleiner Urlaub und nachts ist der Ausblick auf Bonn von der Terrasse der Skybar im Marriot Hotel durch nichts zu toppen.

 

7. Was liest du gerade und hast du eine Buchempfehlung?

Ich lese immer mehrere Bücher parallel, zur Zeit sind es „The Center Cannot Hold“ von Elyn R. Saks, „Behave“ von Robert Sapolsky, „Running with Scissors“ von Augusten Burroughs und „A History of Religious Ideas“ von Mircea Eliade.

Eine Buchempfehlung ist schwierig, wenn man nicht weiß, welches Genre jemand gerne liest. Aber wer Krimis mag, dem empfehle ich gerne meine Laura-Peters-Serie. Die Taschenbücher kann man im Kiosk am Busbahnhof in Bonn, bei Relindis Second Hand in Bad Godesberg oder bei Amazon kaufen, die E-Books gibt es überall.

 

8. Gibt es eine andere Stadt, Ort oder Location, wo du gerne einmal schreiben würdest?

Zum Schreiben brauche ich Ruhe und meine gewohnten Routinen. Deshalb gehöre ich leider nicht zu den Autoren, die malerisch mit Laptop im Café in Paris oder New York sitzen und das bunte Treiben um sich herum genießen. So sehr mir die Vorstellung gefällt, ich könnte mich dort nicht konzentrieren. Aber vermutlich wäre ich auch eine Zumutung für die anderen Cafébesucher, denn wenn ich im Schreibfieber bin, sehe ich danach oft aus wie ein zerzauster Uhu.

Aber meine Freundin, die ebenfalls Autorin ist, wohnt in Portugal und ich könnte mir gut vorstellen, dort mit ihr an einem ruhigen Plätzchen am Strand zu schreiben.

 

9. Triffst du dich mit anderen Autoren? Wie vernetzt du dich?

Im ‚Real Life‘ ist meine Freundin Licia Allara, die lange in Bonn gelebt hat (und deren Buch ‚Lettera alla Sposa‘ ich sehr empfehlen kann, sofern man Italienisch liest), die einzige Schriftstellerin, die ich persönlich kenne und ich liebe es, nächtelang mit ihr zu fachsimpeln, Erfahrungen mit Werbung, Software oder Lesungen auszutauschen und über Plots zu diskutieren.

Aber ich stehe mit vielen anderen Autoren über Facebook, Instagram und Twitter in Kontakt. Das Miteinander ist sehr kooperativ und ich konnte schon von vielen guten Tipps profitieren.

 


Patricia Weiss

Instagram: @tri_weiss
Twitter: @Tri_Weiss

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