Frühlingsblüten oder Es grünt so grün…

Frühlingsblüten oder Es grünt so grün…

Der Frühling hat jedes Jahr einen ganz besonderen Ohrwurm für mich parat. Sobald die ersten Knospen sich zeigen, die Bäume langsam grüne Spitzen bekommen oder die Tulpen endlich wieder zu kaufen sind und alles aufploppt und sprießt und manchmal gefühlt von einem Tag auf den anderen von einem knorrigen Ast zu einem reich mit grünen Blättern behangenen Zweig wird, dann macht mein Gehirn einen Sprung und ist sofort im Musical „My fair lady“ angelangt. Ja, ich weiß, das ist ein merkwürdiger Sprung und es hat auch gar nichts mit dem Stück oder der Jahreszeit zu tun, in dem es spielt. Nein, es hängt nur mit dem Lied „Es grünt so grün, wenn Spaniens Blüten blühn“ zusammen. Es ist ein erster erreichter Meilenstein in der Story und wird mit so viel Elan und Inbrünstigkeit vorgetragen, dass es den Schwung vom Frühling gut transportiert.

Und jetzt summe ich wieder regelmäßig dieses Lied vor mich hin. Ich wohne fast in einer Allee und ich schwöre, letzte Woche war es noch grau und trist und ich konnte den Himmel durch die Äste sehen. Seitdem aber die Kirschblüte bzw. der Frühling begonnen hat und wir diese Woche sogar schönes Wetter hatten, ist alles explodiert. Überall Grün und Grün und ab und zu mal rot, rosa oder weiß. Die Kirschblüte ist ja seit einigen Jahren sozusagen neben Karneval und den Klassikern die 6. Jahreszeit in Bonn geworden. Ich muss sagen, genau dann bin ich froh, dass ich nicht in der Altstadt wohne, die ja berühmt für ihre mit Kirschbäumen gesäumte Straßen und Gässchen ist. Es ist sieht auch wirklich traumhaft aus. Aber es entwickelt sich zum Touristenmagneten. Und hinter jeder Person, hinter jeder Kamera steht schon die Menschenschlange, die auch ein Instagramgeeignetes Foto machen möchte.

Nein, da bin ich froh, dass ich in einer anderen Ecke von Bonn wohne. Auch hier gibt es wundervolle Bäume, Kirschbäume, Apfelbäume, Magnolien. Und das Beste ist, die kann man ganz in Ruhe fotografieren, muss nicht anstehen und hat keine Menschenschlange hinter sich. Das gefällt mir am besten. Gestern war auch der Tag, an dem es Blütenschnee gab. Die Blütenzeit ist bald vorbei und wenn dann die Blüten von dem Wind durch die Straßen getragen werden, sieht es aus wie Schnee. Solche Momente mag ich.

Ich mag allerdings nicht das Aufkehren der Blüten oder den Blütenstaub, der sich üebrall festsetzt. Alles Schöne hat eben auch eine andere Seite. Aber das gehört irgendwie dazu.

Wie zum Beispiel auch das Schreiben. Ich liebe das Schreiben. Aber das Überarbeiten? Grrr. Eine absolute Hassliebe. Ich stecke gerade mitten in einer Überarbeitung und eigentlich möchte ich nur schreiben. Und natürlich kommen jetzt lauter verlockende Plottbunnys vorbei. Dabei habe ich überhaupt keine Zeit dafür. Ich versuche mich nun selbst dazu zu überreden, dass ich das Überarbeiten liebe. Pep-Talk für mich selbst sozusagen. Let’s go.

Nach den Blüten kommen die Früchte oder ein weiteres tolles Blätterdach, es geht also weiter. Und das gleiche gilt natürlich auch für das Überarbeiten. Irgendwann ist es vorbei und hat das Buch hoffentlich besser gemacht. Und dann geht es auch irgendwann wieder ans Schreiben. Also ist die Parole „Durchhalten, es wird besser.“ Schließlich konnte auch Eliza Doolittle nach langem Üben irgendwann einwandfrei „Es grünt so grün, wenn Spaniens Blüten blühn“ sprechen und singen.

Viele Grüße von einer summenden

Stephie

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